Rewe gegen Rexrodts Gentechnik-Kurs

Protestaktionen gegen Gentech-Soja gefährden Arbeitsplätze, sagt der Wirtschaftsminister. Rewe, Spar und Karstadt wollen Gen-Nahrungsmittel nur gekennzeichnet ins Regal lassen  ■ Von Wolfgang Löhr

Berlin (taz) – Die Boykottaufrufe gegen genmanipuliertes Soja gefährden nach Ansicht von Wirtschaftsminister Günter Rexrodt die Arbeitsplätze am „Standort Deutschland“. Die Gentechnik- Gegner schürten mit ihren Protestaktionen unbegründet Ängste in der Bevölkerung. Es gehe ihnen vor allem darum, „die Stimmung gegen die Gentechnik auf breiter Front anzuheizen, ließ der Wirtschaftsminister verlauten.

Kurz bevor nächsten Monat die ersten genmanipulierten Sojabohnen aus den USA, vermischt mit herkömmlicher Ware, bei den europäischen Ölmühlen angeliefert werden, spitzt sich damit die Debatte um die Kennzeichnung weiter zu.

Während Rexrodt keine Notwendigkeit für eine Kennzeichnung gentechnisch hergestellter Lebensmittel sieht, haben führende Handelsunternehmen erneut ihre Forderung nach Kennzeichnung der genmanipulierten Sojabohnen bekräftigt. Der Sprecher von Rewe, Wolfram Schmuck, forderte, „die Entscheidung muß dem Kunden überlassen werden, ob er lieber genbehandelte oder nichtgenbehandelte Produkte kaufen möchte“.

Karstadt und Hertie forderten von ihren Lieferanten, Lebensmittel mit Gentech-Soja entweder eindeutig kenntlich zu machen oder aber auf sie zu verzichten. Doch das dürfte selbst für die Lebensmittelproduzenten schwierig werden, denn auch sie werden nicht darüber informiert, ob das Sojaöl oder -mehl aus genmanipulierten Bohnen hergestellt worden ist.

Die Supermarktkette Spar will jetzt selbst aktiv werden und die Kunden mit Schildern darüber aufklären, welche der Produkte Soja enthalten und damit möglicherweise auch Bestandteile der genmanipulierten Sojabohnen von Monsanto. „Es wird nicht gelingen, jedes einzelne Produkt zu kennzeichnen, erklärte Jörg Schillinger, Sprecher der Deutschen Spar. Der Verbraucher müsse dann selbst entscheiden, ob er auf viele der industriell verarbeiteten Produkte verzichten wolle.

Rexrodt ging auf die Forderungen der Konzerne nicht ein. Statt dessen versuchte er wie schon Forschungsminister Jürgen Rüttgers, die genkritischen Organisationen und Initiativen in die kriminelle Ecke zu stellen. Protestaktionen wie die von Greenpeace, dem BUND, der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) und zahlreichen anderen Gruppen brachte er mit den Zerstörungen von Freisetzungsfeldern in Zusammenhang: „Sie reihen sich ein in die Kampagne der Verwüstungen von – in diesem Jahr bereits 14 – Versuchsfeldern gentechnisch veränderter Pflanzen durch militante Gruppen“, meinte der Politiker.