Unterm Strich

Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, hat die Veröffentlichung seiner Autobiographie verteidigt, obwohl sein Mitautor Peter Sichrovsky bei der Europawahl für die rechtsgerichteten Freiheitlichen (FPÖ) Jörg Haiders kandidierte (s. taz, 19.10.). Um das Buch einzustampfen, sei es im September, als er von den politischen Absichten Sichrovskys erfahren habe, zu spät gewesen, sagte er Sonntag in Berlin. Bubis stellte sich im Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge den Fragen von Lala Süsskind, Präsidentin der Internationalen Zionistischen Frauenorganisation (WIZO). Ohne Sichrovsky hätte er zwar mit dem Buch nicht angefangen. „Mit ihm hätte ich das Buch allerdings auch nicht weitergeschrieben“, erklärte Bubis mit dem Hinweis auf die im April erfolgte Trennung vom Autor. Damals habe noch niemand von dessen politischen Absichten gewußt.

Nach den ersten 100 Seiten, die nach aufgezeichneten, sporadischen Gesprächen entstanden waren, meinte Bubis, Sichrovsky habe mit einem anderen Menschen gesprochen. Ein Viertel des Textes, der jetzt noch von Sichrovsky stamme, betreffe mehr das „Drumherum“. Nach vielen Monaten einer sehr herzlichen Zusammenarbeit spreche Bubis nur noch abwertend über ihn, bedauerte Sichrovsky in einer über Fax verbreiteten Stellungnahme vom Wochenende. „Herr Bubis, der mit Leibwächtern und gepanzertem Fahrzeug in Deutschland unterwegs ist, könnte sich solche Vorsichtsmaßnahmen in Österreich ersparen, auch wenn dort die FPÖ bereits in vier Bundesländern zur stärksten Partei geworden ist.“

Die Bundesrepublik Jugoslawien wird einen Film über den Krieg in Bosnien zur nächsten Oscar-Verleihung einreichen. Wie Belgrader Zeitungen am Sonntag berichteten, wählte ein Ausschuß der jugoslawischen Filmakademie „Die schönen Dörfer brennen gut“ von Srdjan Dragojević aus, um für die begehrte Auszeichnung für den besten ausländischen Film zu kandidieren. Dragojević gilt als einer der vielversprechendsten jungen jugoslawischen Filmemacher. Mit der 1992 gedrehten Komödie „Wir sind keine Engel“ hatte er großen Erfolg in seinem Land. Sein jüngster Film handelt vom Schicksal eines Serben und eines Muslimen, die vor dem Krieg gemeinsam eine Werkstatt eröffnet hatten und durch die Kriegswirren getrennt werden.