Nicaragua wählt rechtsliberalen Alemán

■ Auf die Sandinisten um Daniel Ortega entfallen knapp 40 Prozent der Stimmen

Managua (taz) – Unter dem leuchtend roten Banner der antisandinistischen Liberalen Allianz (AL) wird ersten Hochrechnungen zufolge Arnoldo Alemán als Präsident in den Regierungspalast der nicaraguanischen Hauptstadt einziehen. Entgegen allen Erwartungen hat der Rechtsliberale offenbar schon im ersten Anlauf die notwendigen 45 Prozent der Stimmen erreicht.

Bis zuletzt schien der Wettbewerb zwischen dem schwergewichtigen Kaffeepflanzer und seinem Herausforderer Daniel Ortega, dem Ex-Präsidenten und Spitzenkandidaten der Sandinistischen Befreiungsfront (FSLN), ein Kopf-an-Kopf- Rennen zu werden. Mit einem so deutlichen Abstand – Alemán liegt bei rund 49, Ortega bei knapp unter 40 Prozent – hatten weder Beobachter noch Umfrageinstitute gerechnet. Die übrigen 21 Parteien liegen weit abgeschlagen bei ein oder zwei Prozentpunkten.

Im Wahlzelt der Liberalen herrschte entsprechende Hochstimmung: Schon wenige Minuten nach der Bekanntgabe der allerersten offiziellen Hochrechnungen, die gerade mal zwei Prozent aller abgegebenen Stimmen umfaßten, ließ sich Alemán von seinen AnhängerInnen als Sieger feiern und lobte das Land für diesen „Sieg der Demokratie“. Gegenkandidat Ortega hüllte sich bis Redaktionsschluß in diskretes Stillschweigen.

Über tausend JournalistInnen aus aller Welt hatten sich zu diesen „symbolischen“ Wahlen im postrevolutionären Nicaragua akkreditiert. Zahlreiche Beobachterdelegationen – darunter auch Abordnungen der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und der Europäischen Union – waren den ganzen Tag über kreuz und quer durch Stadt und Land gefahren, um über den ordnungsgemäßen Ablauf der Wahlen zu wachen.

Schätzungen zufolge haben sich über 90 Prozent der Stimmberechtigten auf den oft beschwerlichen Weg zu einem der 9.000 Wahltische gemacht, um in der drückenden Hitze viele Stunden lang auf ihren Einsatz an den meterlangen Stimmzetteln zu warten. Denn diese waren, teilweise noch druckfrisch, an vielen Tischen erst spät – und vereinzelt auch gar nicht – eingetroffen. Trotz dieser „beachtlichen organisatorischen Schwierigkeiten“ bezeichnete der Chef der OAS-Delegation, der kolumbianische Ex-Präsident Gaviria, die Wahlen insgesamt als „ziemlich legitim“. Anne Huffschmid