Kunst per Katalog

■ Verleger Ernst Purk hilft KünstlerInnen auf die Marketing-Beine: durch „artist window“ in die Galerien

Aus Bremen kommt bekanntermaßen nicht gerade die weltbewegende, innovative Kunst. Dafür aber wurde hier eine besonders clevere und auf dem deutschen Kunstmarkt bisher einmalige Marketing-Idee geboren: Das „artist window“, ein Verkaufskatalog für Kunst. In diesem halbjährlich erscheinenden „art-to-buy“-Organ können Künstler Seiten buchen, auf denen Sie Ihre Werke in Anzeigenform, mit Kontaktadresse versehen, einem breiten, internationalen Publikum präsentieren.

Denn dieser Katalog wird auf den internationalen Kunstmessen in Köln, Frankfurt, Basel und Gent kostenlos an das Fachpublikum verteilt sowie an Galerien, Kunstvereine, Kritiker und Kunstsammler geschickt. Darüber hinaus liegt ein Teil der 7.500 Exemplare umfassenden Auflage dem „Artist Kunstmagazin“ bei, das im selben Bremer Verlag erscheint. Schließlich ist das „window“ auch noch auf den Nachttischen verschiedener „Art Hotels“ als Bettlektüre für das kunstsinnige und kaufkräftige Publikum zu finden.

Die Idee zu diesem direkten Draht zwischen KunstproduzentInnen und KunstkäuferInnen hatte Herausgeber Ernst Purk vor vier Jahren, als er sich über neue Wege der Kunstvermittlung Gedanken machte, um den nach seiner Auffassung zu schwerfällig und träge organisierten traditionellen Kunstmarkt neu zu beleben. „Auf der Suche nach einer Galerie“, so Purk, „bleiben doch 99 von 100 Künstlern auf der Strecke.“

Doch nicht nur in privaten und öffentlichen Ausstellungsorten gilt das Nadelöhr-Prinzip. Auch die Redaktionen von Kunstmagazinen müssen eine strikte Auswahl treffen, wenn ihre Blätter nicht in den Ruf der Beliebigkeit abrutschen sollen. Da das eben auch für das „Artist Kunstmagazin“ gilt, schuf Herausgeber Purk kurzerhand für all die von seiner Redaktion Abgewiesenen das „window“.

Hier tummelt sich nun – unter Verzicht auf jeglichen erklärenden Text und ohne biographische Angaben zu den KünstlerInnen – ein wilder Cocktail aller Genres und Stile, von der Mischung aus Impressionismus und naiver Malerei eines Hans Kohl etwa bis zu Susanne Kirchners fotografierten Tanz-skulpturen.

Der so entstehende Mix ist denn auch einer der wenigen Punkte, der bei den beteiligten KünstlerInnen am „window“-Konzept umstritten ist, wie Gisela Witthöft, beim Blatt für PR zuständig, aus einer Umfrage erfuhr. „Während die einen den Niveau-Unterschied beklagen und nicht mit Hobby-Künstlern in einem Heft gezeigt werden wollen, sind andere der Ansicht, daß gerade durch das heterogene Programm Qualität viel deutlicher hervortritt“, erklärt sie.

Was die Frage angeht, ob die KünstlerInnen auf solche – immerhin teuer zu bezahlenden – Anzeigen denn überhaupt Resonanz erhalten, kann das Blatt mit einer stolzen Zahl aufweisen: Fast zwei Drittel der Befragten antworteten mit „Ja“. „Wobei Resonanz auch heißen kann, daß nur ein Anruf von einem Interessenten erfolgte“, wie Gisela Witthöft einräumt.

Doch es gibt auch KünstlerInnen, denen „window“ viel eingebracht hat. Dagmar Löbert zum Beispiel. In ihrem Bremer Atelier kreuzte eines Tages eine Galeristin aus Süddeutschland auf, die auf der Basler Kunstmesse auf „window“ gestoßen war. Resultat: Eine Einzelausstellung in Ravensburg, „in der ersten Galerie am Platze, in der gerade Baselitz gezeigt wurde“, freut sich die Malerin. Sie gehört übrigens von Anfang an zum Kundenstamm des „window“, ebenso wie der Bremer Jörg Coblenz, dem die Anzeigen zwar keinen direkten Galeriekontakt einbrachten, dessen Kunstvorräte aber in der Anfangszeit nach jeder Anzeige wieder aufs Neue von privaten Sammlern fast leergekauft wurden.

Die meisten KünstlerInnen scheint diese Form der Vermarktung zu überzeugen. Treffen doch Anzeigen-Buchungen inzwischen nicht nur bundesweit, sondern auch aus der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und England beim Bremer „window“ ein, dessen neueste Ausgabe angesichts der Nachfrage mit verdoppeltem Umfang und 25 % erhöhter Auflage zur „Art Cologne“ erscheinen wird.

Moritz Wecker

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