Prenzlberger CDU will Teddy ans Fell

■ Ernst-Thälmann-Park soll in Kulturpark umbenannt werden. BVV beriet darüber

Nun also auch der Thälmann- Park? Erst wurde aus der Dimitroff- die Danziger Straße, aus der Willi-Bredel- die Schivelbeinerstraße, aus der Artur-Becker- die Kniprodestraße und aus einem Teil der Leninallee die Landsberger Allee. Seit der Wende werden in Prenzlauer Berg Namen wie Hemden gewechselt. Nun also auch der Thälmann-Park. Brigitte Skersies schüttelt den Kopf. Zum ersten Mal ist sie zu einer Bezirksverordnetenversammlung (BVV) gekommen und auch nur deswegen, weil sie gehört hat, daß der Ernst-Thälmann-Park umbenannt werden soll. „Die haben wohl keine anderen Sorgen?“ fragt sie. Seit es den Ernst-Thälmann-Park gibt, seit 1985 also, wohnt Brigitte Skersies in der Ella-Kay-Straße, gleich neben dem Park. Wie die meisten der gut 3.000 Anwohner hat auch sie sich zu DDR-Zeiten um die Sauberkeit des Parks gekümmert. „Das war ganz selbstverständlich.“ Es gab Pflegeverträge mit der Hausgemeinschaftsleitung und für jene Mieter, die Hand anlegten, einen kleinen Obolus. Subbotnik für Ernst Thälmann, so nannte man die Einsätze. „Heute haben wir Schwierigkeiten, den Park sauberzuhalten“, gibt Wolfgang Krause, Amtsleiter des Naturschutz- und Grünflächenamtes, zu. „Die Sparmaßnahmen, Sie wissen schon.“

Nun also soll es Ernst Thälmann an den Kragen gehen. Die Bezirks- CDU wartete in der BVV am Mittwoch abend mit einem „revolutionären“ Vorschlag auf: „Der Ernst- Thälmann-Park soll künftig Kulturpark heißen“, sagte Karl Hennig. Eilig fügte der CDU-Mann hinzu: „Uns geht es nicht um die Person Thälmann, sondern darum, daß Park und Denkmal Dokumente einer entfremdeten Kultur sind.“ Außerdem gebe es in keinem anderen Bezirk eine derartige Anhäufung von „DDR-belasteten“ Straßen- und Parknamen.

Bruno Engelhardt ist auch nur wegen Thälmann zur BVV gekommen. „Wir stehen zu Ernst Thälmann“, sagte er. Er sei ein großer Arbeiterführer gewesen, der für die Arbeiterklasse im KZ Buchenwald gestorben sei. „Wenn die CDU jetzt die Umbenennung fordert, werden doch nur die Rechten in ihrem Gedankengut gestärkt.“ Nein, der Park müsse auch weiterhin Ernst-Thälmann-Park heißen.

Die Prenzlberger PDS sieht das nicht anders. Der Name müsse bleiben, auch wenn „Thälmann heute durchaus eine differenzierte Bewertung“ verdiene. „Sie wollen den Bezirk wohl besenrein an den Kanzler übergeben?“ spöttelte PDS-Mann Wolfgang Bey.

Bei der Park-Umbenennung soll es nicht bleiben. CDU-Mann Hennig will einen „Kulturpark mit Entwicklungschancen“: keinen Rummelplatz, sondern einen Park mit mehr Kultur, vielen Plastiken und eventuell auch Konzerten. Hennig: „Ich kann mir vorstellen, Teddy wäre ganz glücklich.“ Die BVV hat nach zäher Diskussion beschlossen, den CDU-Antrag erst einmal in die Ausschüsse zu verweisen sowie eine Bürgerbefragung durchzuführen. Jens Rübsam