Friedenspreisträgerin eingesperrt

■ Birmas Oppositionsführerin darf ihre Wohnung nicht verlassen. Europaparlament fordert erneut Embargo

Rangun (AFP) – Ungeachtet heftiger internationaler Kritik hat das Militärregime in Birma den Druck auf die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi und ihre Nationale Liga für Demokratie (NLD) weiter verstärkt. Soldaten hinderten Suu Kyi daran, ihr Grundstück in der Hauptstadt Rangun zu verlassen, sagte gestern der stellvertretende Vorsitzende der NLD, Tin Oo. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen in Rangun hielten sich auf dem Grundstück 30 weitere Menschen auf. Es sei noch unklar, ob es sich um eine längere Maßnahme handele. Suu Kyi war im Juli nach sechs Jahren Hausarrest freigekommen. Danach war es ihr erlaubt worden, sich mit NLD-Vertretern außerhalb ihres Hauses zu treffen. In der Nacht zum Mittwoch war bereits der zweite Vizevorsitzende der NLD, Kyi Maung, von den Militärs festgenommen worden. Die US- Regierung forderte seine sofortige Freilassung.

Suu Kyi sei bereits am Mittwoch morgen gezwungen worden, in ihrem Haus zu bleiben, sagte Oo. Ein westlicher Diplomat befürchtete, die Friedensnobelpreisträgerin sei de facto erneut unter Hausarrest gestellt worden. Der Vizevorsitzende Maung sollte nach Angaben des militärischen Geheimdienstes zu den jüngsten Studentenprotesten befragt werden. Eine Beteiligung Maungs an den Protesten sei „reine Erfindung“, sagte Oo.

In den vergangenen Tagen hatten Hunderte von Studenten mit friedlichen Sitzstreiks gegen die Brutalität der Polizei demonstriert. Am Mittwoch war eine Studentendemonstration auf dem Universitätsgelände nach Drohungen der Polizei aufgelöst worden. Die Sicherheitskräfte verbarrikadierten gestern einen Eingang zum Universitätsgelände, um weitere Protestaktionen zu verhindern.

US-Außenamtssprecher Nicholas Burns sprach am Mittwoch in Washington von einer „sehr schwerwiegenden Situation“ und einer „Eskalation“ der Unterdrückung in Birma. Burns forderte das Militärregime zum direkten Dialog mit der NLD auf. Das Europaparlament hatte am Mittwoch angesichts der anhaltenden Menschenrechtsverletzungen erneut ein Wirtschaftsembargo gegen Birma gefordert.