Grünplanungen auf dem Abstellgleis

■ „Sparpolitik macht Grünplanungen zunichte“, kritisiert der Bundesverband der Landschaftsarchitekten

Das grüne Image der Stadt steht nach Meinung des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA) „auf dem Abstellgleis“. Im Zeitraum von 1991 bis 1996 seien die Gelder für gärtnerische Planungen oder neue Landschaftsparks „um 40 Prozent zurückgefahren worden“, sagte Martin Seebauer, Vorsitzender des BDLA- Landesverbandes Berlin-Brandenburg, anläßlich des Umzugs der Bundesgeschäftsstelle von Bonn nach Berlin: „Nach den Spargesprächen ist noch weniger im Topf für Investitionen und ich sehe schwarz, daß nichts mehr für die Gartenpflege übrigbleibt.“

Für neue ökologische Planungen sowie die Pflege der vorhandenen Freiflächen und gärtnerischen Maßnahmen fehlen auch in den Haushaltskassen der städtischen Bezirke die Gelder. Die Bezirke Neukölln oder Tiergarten mußten beispielsweise Defizite von 20 und 30 Prozent hinnehmen, erklärte Seebauer. „Was wir dort im Grünbereich vorgesehen haben, kann in weiten Bereichen nicht realisiert werden.“ Es mangle einfach an den Mitteln für die Parks, öffentlichen Gärten und die Baumpflege.

Nicht ganz so ernst nimmt man in der Senatsverwaltung für Umweltschutz die Lage. „Das Grün wird in der Stadt weiterhin einen hohen Stellenwert haben“, erklärte Manfred Ronzheimer, Sprecher von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder. Dennoch werde angesichts fehlender Gelder die Verwaltung „darüber nachdenken müssen, neue Organisations- und Finanzierungsformen zu aktivieren“. Ronzheimer wies Vermutungen zurück, die geplanten Landschaftsparks im Osten und Nordosten der Stadt könnten gekippt werden. Er räumte aber ein, daß man sich – ähnlich wie bei den Stadtentwicklungsprogrammen – auch bei den Parks auf „Streckungen wird einstellen müssen“.

Mit dem Umzug des BDLA, so deren Präsident Teja Trüper, soll der Diskurs über eine ökologische Hauptstadt intensiviert werden. Insbesondere wolle sich der Verband in die Wettbewerbe und Pläne des Senats für den Lustgarten, an der Staße Unter den Linden, den öffentlichen Räumen und bei großen Parkprojekten „mit einmischen“.

Es habe den Anschein, sagte Trüper, „daß die Politiker die grünen Potentiale gar nicht mehr ernst nehmen“. Das liege auch daran, analysierte der BDLA-Chef, daß der Stellenwert der Landschaftsarchitekten in der Öffentlichkeit nicht so bedeutsam sei. Rolf Lautenschläger