Nur die Reichen werden reicher

Mit dem Gletscher-Riesenslalom der Frauen und einigen finanziellen Problemen beginnt heute im österreichischen Sölden die alpine Ski-Saison  ■ Von Matti Lieske

Berlin (taz) – Zumindest ein Unheil scheint dem alpinen Skisport in diesem Jahr erspart zu bleiben: schlechtes Wetter zum Saisonauftakt. Im Gegensatz zu Saas-Fe und Tignes in den letzten beiden Jahren wird auf dem Gletscher im österreichischen Sölden, wo an diesem Wochenende in 2.800 Meter Höhe je ein Riesenslalom der Frauen und Männer ausgetragen wird, ein reibungsloser Ablauf erwartet.

Die beiden Rennen bilden den Beginn einer Saison, die mit insgesamt 72 Weltcup-Entscheidungen und der Weltmeisterschaft in Sestriere im Februar erneut prall gefüllt ist. Zwar werden die Sportlerinnen und Sportler nicht mehr ganz so extensiv von einem Ende der Welt zum anderen gehetzt wie in den letzten Jahren, dennoch kann von einer Straffung der Serie oder gar von einer Beschränkung auf weniger, dafür attraktivere Veranstaltungen keine Rede sein. Dies hatten Vertreter der rezessionsgeplagten Skiindustrie gefordert, aber auch Sportler wie Abfahrts-Weltmeister Patrick Ortlieb, der den Führungskräften des Internationalen Skiverbandes (FIS) offen „Ahnungslosigkeit“ vorwarf. Ski sei „ein Sport von Funktionären“, kritisierte der Österreicher, im Gegensatz etwa zur Formel1, die „ein Sport von Managern“ sei. „Mehr Spektakel“ verlangt Alberto Tomba, Katja Seizinger plädiert für feste Veranstaltungsorte, um bessere Voraussetzungen für die Wettbewerbe zu schaffen.

Die mangelnde Planbarkeit – in den letzten beiden Jahren mußten 50 Rennen (sowie die WM in der Sierra Nevada) verschoben, neun ganz abgesagt werden – macht den Skisport zu einer schwierigen Angelegenheit für Sponsoren und Fernsehen. Wenn Schlamperei und fehlende Flexibilität hinzukommen, wird es prekär. Dennoch hatte es der FIS stets geschafft, sich mit den Geldgebern zu arrangieren, in diesem Winter schränkte die Skiindustrie den finanziellen Beistand aber drastisch ein. „Es waren die schlimsten Verhandlungen im Ski-Pool seit 28 Jahren“, sagt Heinz Krecek vom Deutschen Skiverband (DSV), der erstmals Serviceleute selbst bezahlen muß.

Auch die Zuwendungen an die Sportler wurden gekürzt, was vor allem die weniger erfolgreichen trifft. Der geschäftstüchtige Ortlieb berichtet, daß er sich mit seinem Ausrüster auf eine „Null- Lohnrunde“ geeinigt habe – und das sei schon ein Gewinn für ihn gewesen. Leute wie Ortlieb können sich immerhin bei den Preisgeldern schadlos halten, die für die Spitzenplätze deutlich erhöht wurden. 60.000 statt 20.000 Franken kassieren die ersten Fünf eines Rennens bei den Frauen und Männern, die Sieger allein 25.000 Franken. Bis zur Saison 1998/99 sollen die Prämien noch einmal fast verdoppelt werden.

Schön für die Cracks des Sports, die in Sölden zum Teil aber noch fehlen. Martina Ertl ist verletzt, ebenso Alberto Tomba nach seinem Trainingssturz. Die amerikanische Abfahrts-Weltmeisterin Picabo Street will erst einsteigen, wenn der Skizirkus in drei Wochen in den USA eintrifft.