Die Sieben-Minuten-Siesta

■ Keine Randale, aber auch keine Punkte: Geordnete Atmosphäre beim FC St. Pauli nach der 1:3-Klatsche in Rostock

„Die zweite Halbzeit war in Ordnung, da haben wir 1:0 gewonnen“, versuchte sich Manager Helmut Schulte hinterher im Schönrechnen. Ausgerechnet gegen den FC St. Pauli hatten die Rostocker gerade nach sechs Monaten wieder zu Hause gewonnen. Der Grund ist schnell gefunden: Dank einer besonders ausgeprägten Siesta zwischen der 31. und 38. Minute verloren die Gäste mit 1:3. Im Drei-Minuten-Rhythmus schossen Stefan Beinlich, Timo Lange und Steffen Baumgart die Rostocker zum Erfolg. Von der Vierer-Sturmkette Hansas wurde der FC so schnell überrumpelt wie noch nie und kassierte die fünfte Auswärtsniederlage in Folge.

Spielentscheidend waren zwei Fehler von Bernd Eigner. Zuerst verfehlte er den Ball, so daß Beinlich zum 1:0 einlochen konnte. Beim 2:0 fälschte der Unglücksrabe das Leder ins kurze Eck ab. „Mein schwärzester Tag, seit ich bei St. Pauli spiele“, so das Resümee des Pechvogels.

Zwar schoß Nikolai Pisarew noch das Ehrentor (59.), doch mußte St. Pauli am Ende froh sein, daß die Rostocker nicht noch höher gewannen. Einen wesentlichen Beitrag zur Verhinderung eines Fiaskos leistete Keeper Klaus Thomforde, der in der vergangenen Saison noch Opfer eines Rauchbombenwurfes geworden war. In der 57. Minute hielt Thomforde einen Strafstoß von Beinlich und verhinderte so das 0:4.

Erfolgreicher als die Akteure auf dem Platz waren die Fans des Abstiegskandidaten. 400 von Ihnen trudelten zwar – aufgehalten von der Polizei – mit 25minütiger Verspätung ins Stadion ein. Doch ihre „Love & Peace Tour '96“ trug dazu bei, daß die Stimmung im Stadion nicht wieder eskalierte. Nach Meinung Thomfordes war „die Atmosphäre absolut in Ordnung“. Das ist doch wenigstens etwas – und Ersatzkeeper Wehlmann brauchte auch nicht aufs Feld.

Torsten Engelbrecht

FC Hansa Rostock: Bräutigam – Gansauge, Zallmann, März (90. Beeck) – Lange, Weilandt, Beinlich, Studer (89. Barbarez) – Baumgart (86. Yasser), Akpoborie, Chalaskiewicz.

FC St. Pauli: Thomforde – Pedersen (79. Stanislawski), Trulsen, Hanke – Schweißing (68. Springer), Pröpper, Scherz (68. Driller), Eigner, Bochtler – Sobotzik, Pisarew.

Schiedsrichter: Krug (Gelsenkirchen) – Zuschauer: 20.500.

Tore: 1:0 Beinlich (32.), 2:0 Lange (36.), 3:0 Baumgart (38.), 3:1 Pisarew (59.).