Ein Festtag für das Nudelholz

HSV gewinnt 2:0 gegen Karlsruhe, morgen geht's in Moskau weiter  ■ Von Folke Havekost

Während des Spiels ist doch nicht vor dem Spiel. Gemessen an den Geschehnissen im Vorfeld hätte die Begegnung zwischen dem HSV und dem KSC eigentlich nur enttäuschen können. Die Vertragsverlängerung mit Trainer Felix Magath bis 1999 leitete schon am Donnerstag eine exzessive Benutzung des hoffnungsbefördernden Konjunktivs ein. Dieser Vertrauensbeweis würde der Mannschaft zweifellos einen Ruck geben.

Außerdem würde Keeper Richard Golz gegen die Karlsruher zum 250. Mal im HSV-Tor stehen und beim Bundesliga-Jubiläum besonders gut halten. Und der argentinische Spielmacher in spe würde nach der verhaltenen Magie gegen Bielefeld nun endlich Fußball zelebrieren.

Schon vor dem Anpfiff die erste Ernüchterung: Rodolfo Cardoso winkte beim Warmmachen mit Muskelproblemen ab. Statt glanzvoller Regie wurde ein Dank an die Westkurven-Fans serviert, ohne die der HSV „ein Nudelholz ohne Nudeln“ wäre, wie Dampfplauderer Carlo von Thiedemann nach den zuletzt frustrierenden Bundesliga-Auftritten dem Fanblock erklärte.

Die Hamburger Teigplätter überrollten anschließend nicht gerade den Gast aus Karlsruhe, aber ein munteres Spielchen gelang dennoch, von den geballten guten Vorzeichen ebenso unbelastet wie vom kurzfristigen Ausfall Cardosos. Eine druckvoller Auftakt mit Chancen durch Schupp (7.), Salihamidzic (9.) und Bäron (16.) rechtfertigte sogar den konjektivierten Optimismus, der sich kurz vor der Pause durch Schopps Flachschuß zum 1:0 nach exzellenter Vorarbeit von Salihamdzic erst einmal bestätigt sah.

Dies auch wegen des Jubilars: In der 24. Minute hatte Sean Dundee frei vor Keeper Golz gestanden, der aber im Jubiläumsspiel natürlich besonders gut hielt und seine Vorderen vor dem Rückstand bewahrte. Der KSC spielte weiter mit, und auch nach Schopps Tor war Häßler (62.) noch dem Ausgleich nahe. Bis zwei Minuten vor Toresschluß mußte der HSV warten, ehe Ivanauskas einen Konter zum 2:0 abschloß und damit den Festtag fürs Nudelholz festschrieb. „Der Sieg war sehr, sehr wichtig“, resümierte Magath nach dem „aufopferungsvollen Kampf“ seiner Mannschaft.

Morgen muß diese nach Moskau zu Spartak, ein programmgemäßer Festtag, weil UEFA-Cup. Präsident Uwe Seeler warnte trotz des 3:0-Hinspielpolsters vor einer „haarigen Angelegenheit“. Zumal Hollerbach und Friis-Hansen verletzungsbedingt wohl nicht zur Verfügung stehen werden.

Hamburger SV: Golz – Friis-Hansen (46. Kovacevic) – Fischer, Henchoz, Hollerbach (72. Hartmann) – Schopp, Kmetsch, Schupp, Breitenreiter (46. Ivanauskas) – Salihamidzic, Bäron.

Karlsruher SC: Reitmaier – Hengen (85. Schmitt) – Reich, Schuster - Keller, Häßler, Fink, Tarnat, Wück – Dundee, Kirjakow (78. Schroth).

Schiedsrichter: Merk (Kaiserslautern) – Zuschauer: 25.000.

Tore: 1:0 Schopp (37.), 2:0 Ivanauskas (88.).