■ Nachschlag
: Everything But The Girl spielten Schmuse-Drum&Bass im Huxley's

Einen kleinen Einblick in das komplizierte Musikbusiness konnte man sich zu Beginn des Konzerts im Huxley's verschaffen: Der angekündigte Support-Act, Whirlpool Productions, fiel „Kommunikationsproblemen zwischen der deutschen Touragentur und dem britischen Management von EBTG“ zum Opfer. Everything But The Girl hatten angeblich keinen Schimmer von der Vorgruppe; folglich waren sie nicht bereit – zu unflexibel oder zu arrogant? –, ihr Programm zu ändern und die Kölner Band trotzdem auftreten zu lassen. Statt dessen gab Ben Watt, die eine Hälfte des englischen Pop-Ehepaars, ein längeres DJ-Set mit einer unentschlossenen Mischung aus Drum&Bass, House und HipHop. Softe Tracks zur Einstimmung.

Bekannt geworden sind Everything But The Girl in den frühen Achtzigern. Damals machten sie eine Art Cocktail-Jazz, öfters auch „Pop mit Folkappeal“ genannt; Musik jedenfalls, die besonders dem Yuppie gut zu Gehör stand. Wegen Krankheit und Mißerfolg verschwanden sie dann von der Bildfläche und sind nun, im Zeitalter von Drum&Bass, wieder obenauf. Denn ihre Songs, die zumeist nur aus der weichgespülten Stimme von Tracey Thorn bestehen, wurden von Watt mit Breakbeats ausgestattet. Diese transportieren nun die Balladen, für die die Band bekannt ist – Pop, Milde und Peacefulness im Drum&Bass-Gewand. Dementsprechend ist auch die Atmosphäre in der Neuen Welt: Es flackert ein Lagerfeuer in dieser Nacht. Die meisten Leute sind mit ihrem Herzblatt gekommen und wiegen sich zu zweit in eine romantische Ausgelassenheit.

Unterstützt werden Thorn und Watt, der das Keyboard bedient, von einem Bassisten und einen Schlagzeuger, der zusätzlich für die Breakbeats und Samples sorgt. Der Sound ist überraschend gut und klar. Tracey Thorn singt wie immer, irgendwie emotionslos, aber wunderschön. Am meisten nach vorne geht „Missing“, der Comeback-Song, den ihnen der House-Produzent Todd Terry für den Dancefloor flottmachte. Nicht ungern läßt man sich da mitziehen, gut harmonisieren die neuen Sounds mit Tracey Thorn. Die Grenzen des guten Geschmacks werden erst überschritten, wenn das Pärchen ohne Computer im Duett zirpt und zupft. Bei der Zugabe, bei „Mirrorball“, klatschen die Hardliner peinlich wie in der ZDF-Hitparade im Takt mit. Was Thorn und Watt aber ohne eine Miene zu verziehen über sich ergehen lassen und auch mich nicht um den besten Schlaf seit langem gebracht hat. Gerrit Bartels