Kohl die Show gestohlen

■ Nobelpreisträger Belo hat für den Kanzler keine Zeit

Für Kohl hätte es so schön aussehen können, wenn er bei seinem Indonesienbesuch entgegen seiner ursprünglichen Planung den diesjährigen Friedensnobelpreisträger Bischof Belo doch hätte treffen können. Das hätte dem Bundeskanzler die Chance gegeben, den Eindruck der Kumpanei mit Indonesiens Diktator Suharto wenigstens ein bißchen zu mildern. Noch im Sommer hatte er Suharto bei dessen Klinikaufenthalt in Bad Oeynhausen besucht und als seinen Freund bezeichnet. Zugleich war er bislang nicht souverän genug, den beiden Osttimoresen Belo und Ramos-Horta zur renommierten Auszeichnung aus Oslo zu gratulieren.

Das Bild des Schulterschlusses mit der Suharto-Regierung, der sogar die von ihr eingesetzte Menschenrechtskommission die Schuld für die Juli-Unruhen gab, wurde verstärkt durch das ursprünglich geplante Besuchsprogramm. Kohl war nicht nur der erste Regierungschef, der dem Diktator nach den Unruhen die Aufwartung machte. Zudem nahm ein als privat deklarierter Insel- und Angelausflug mit Suharto die Hälfte der Besuchszeit in Anspruch, während der Kanzler ansonsten jeden Kontakt mit Oppositionellen mied.

Das von vielen geforderte Treffen Kohls mit Belo hätte der Kritik an der Reise zumindest die Spitze nehmen können. Doch daraus wurde nun nichts. Der Nobelpreisträger ignorierte den prominenten Gast aus Deutschland höflich, aber bestimmt. Kohl versicherte nach diesem diplomatischen Eklat in Jakarta eilig, er habe sich schon vor seiner Abreise um ein Treffen mit Belo bemüht. Offensichtlich zu spät: Der Bischof hat Kohl einen Strich durch die Rechnung gemacht und ihm die kostenlose Geste nicht gestattet.

Ein Treffen hätte für Kohl nicht nur die in Asien wichtige Symbolik zurechtrücken können. Es hätte vor allem gegenüber der deutschen Öffentlichkeit übertüncht, daß der Kanzler in Indonesien zwar Menschenrechte anspricht, sie aber seiner Politik gegenüber autoritären Staaten in Asien letztlich unterordnet.

Es kostet Kohl nichts, die Menschenrechte anzusprechen, sofern die Gespräche nicht nach Ergebnissen und Konsequenzen verlangen. Die Absage Belos verdeutlicht, daß Kohl in seiner Menschenrechtspolitik mit leeren Händen dasteht. Sven Hansen