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: Die Agonie der Erregung: Mike Hoolboom zu Gast im Arsenal

„Für Frank war das dasselbe, wie wenn andere Leute in die Oper gehen. Ein Tag wurde ausgewählt, das Telefon ausgestöpselt, und dann haben wir es den ganzen Tag getrieben, vierundzwanzig Stunden lang“, berichtet ein junger Mann (Callum Rennie) in Mike Hoolbooms „Frank's Cock“ (1993) von seinen erotischen Großtaten. In einem siebenminütigen Monolog erinnert er sich seinens langjährigen Liebhabers, der im Begriff ist, an Aids zu sterben. „Eigentlich hat sich nichts verändert, abgesehen davon, daß Frank stirbt.“

Das Bild ist aufgeteilt in quadratische Viertel. Während rechts oben der junge Schwule in Schwarzweißaufnahmen seiner Obsession für „Frank's Cock“ nachhängt, laufen daneben mit der Mikroskop-Linse gefilmte Zellvorgänge in ständig wechselnden Farben. Darunter Schnipsel aus Madonna's Video zu „Justify my Love“ und rechts ein Potpourri aus schwulen Pornos, die dem Kurzfilm den Charakter einer atmosphärisch spröden Bestandsaufnahme geben.

Fünf weitere Arbeiten in kurzen Formaten zeigt das Arsenal in Anwesenheit des Filmemachers. Mike Hoolboom, der der Reihe selbst den Untertitel „The Agony of Arousal“ (Die Agonie der Erregung) gibt, entstammt der kanadischen Experimentalfilmer- Szene. Auch „Eternity“ (1996), ein Film-Brief, dem Aufnahmen der Familien-Wallfahrtstätte Disneyland unterlegt sind, kreist um die Themen Tod und Verlust. Dafür kombinierte Hoolboom eigene Aufnahmen mit einem Brief des New Yorker Filmemachers Tom Chomont über den Tod seines Bruders.

„Passing on“ (1996) ist eine Erinnerungs-Menagerie verstorbener Freunde, wobei jeder einzelne tagebuchartig Gestalt annimmt. Zur Musik von Goreckis dritter Symphonie laufen eingesprochene Off- Kommentare. „Als Kinder haben wir heimlich „Starsky & Hutch“ oder „Columbo“ gesehen und stundenlang geübt, bis wir die perfekte Sterbeszene hinkriegten. Das Geheimnis war, eigentlich stellten wir uns damals schon unseren eigenen Tod vor.“ Vorgestellt und eingeleitet wird die Filmreihe von der kanadischen Filmwissenschaftlerin Robin Curtis. Gudrun Holz

Heute, 21 Uhr im Arsenal, Welserstraße 25, Schöneberg