Lächeln

■ James Last und die Musik der parlamentarischen Demokratie

Sein Gesicht gehört zu denen, die von der Geschichte der Bundesrepublik erzählen: der Ausdruck gönnerhaft, der Blick ohne Unfreundlichkeit verschmitzt. Die Nase hat sich beruhigend platzgreifend ins Gesicht gesetzt, und die Stirn faltet sich nicht zu anmaßend wie bei einem verstiegenen Künstler. James Lasts Lächeln ist eines, zu dem Unterstellungen genauso passen wie die Erfahrung, als Last-Konzertgänger plötzlich den Drang zu spüren, sich auf seine Seite, die des zuletzt lächelnden und nur zwischendurch mal verloren habenden Gewinners zu werfen.

Am Dienstag abend im CCH stellten der Chef und sein Orchester ihren kesselbunten Geschmack aus. Last, unaufdringlich und ganz ein elder Gentleman, beschränkt sich beim Posing auf der Bühne auch heute noch weitgehend auf heruntergepitchte Unterarmbewegungen zwischen Zeigefingerei und pantomimischem Parkinson.

Um die ondulierte Mucke und die Big Band legte sich während des Konzerts eine besondere, einigermaßen mystische Aura, bedrohlich, aber nicht ohne einnehmend zu wirken, bis sich aus der Aura eine Botschaft formte, und keine schnöde: Irgend etwas stimmt nicht, aber du mußt dir darüber nicht den Kopf zerbrechen, denn solange die Musik spielt, mußt du das Licht nicht ausmachen, das dir sonst vielleicht aufgehen würde. Das ist nicht logisch, nicht einsehbar, wahrscheinlich auch nicht ohne Tücke und wird von den meisten für etwas verheißungsvolleres gehalten als das Aufgezählte.

Aber so läuft es nun mal, hier, jetzt, in neuen Bundesländern und solchen, die sich gerade erst oder mal wieder ihre Demokratiefähigkeit und das Recht auf eine gute Band wie die von James Last erarbeiten. Kitsch, Pomp, der Rhythmus, wo man mit muß, und ein durchaus nicht einsam gewordener, schön und ehrlich übriggebliebener Held perfektionierten einen Abend. Kristof Schreuf