Zur offenen Schule
: „Viel lebendiger“

■ Betreuungsschulen starteten Aktionstag

Wenn Nora nach der Schule mittags zuhause kocht, „dann hocken wir uns einfach zu sehr auf der Pelle“. Deshalb geht Noras Bruder meistens zum Mittagstisch in seine Schule – in das Schulzentrum an der Kornstraße in der Neustadt. Nach dem Essen vergnügt sich Nora dann noch dreimal pro Woche in der Tischtennis-, Trommel-, und Theater-AG. Denn die Kornstraße gehört seit über drei Jahren zu den insgesamt 14 „Betreuungsschulen“ in Bremen. Sie alle stellten sich gestern auf einem Aktionstag vor.

Laut wummert ein russischer Folkloresong durch die schuleigene Turnhalle in der Kornstraße, ukrainische Mädchen wippen im Takt. Neben Tanzgruppen bietet die offene Schule über 20 Arbeitsgruppen an, die zwei PädagogInnen und LehrerInnen gemeinsam nachmittags auf die Beine stellen, erzählt der Deutschlehrer Klaus Müller. Das Ganze wird über einen Trägerverein organisiert, mit dem die Bildungsbehörde einen Vertrag abgeschlossen hat.

Unten im Keller weist ein Pfeil zum „Mädchentreff“. Zwei SchülerInnen laufen durch die Tür und machen es sich an einem Tisch bequem. Dort sitzt auch Pädagogin Andrea Trumpfhelder. Sie bietet jede Woche einen offenen Treff für Mädchen an. Denn statt die Kids am Mittag aus der Schule zu werfen, „ist das einfach ein fließender Übergang zur offenen Schule in der Schule“, erklärt Trumpfhelder ihr Konzept. „Viel lockerer und lebendiger“ gehe es mittlerweile in der Kornstraße zu, die Schule verändere sich: Wenn Lehrer ihre Schüler einfach vormittags aus dem Klassenraum schmeißen, „freuen die sich, weil die nämlich dann zu unserem neuen Kickerraum gehen können“. Da, so Müller, „müssen die Lehrer neue Umgangsformen finden.“

Die offene Schule sei auch für viele Schlüsselkinder da. „Mich entlastet das schon“, sagt Mutter Sabine Winkelmann. Ihre 12jährige Tochter geht öfter mal zur Hausaufgabenhilfe oder zum Mittagstisch. Die Mutter hofft, „daß bei den offenen Schulen nicht gekürzt wird.“ Denn Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs läßt gerade prüfen, wie sie die Verträge mit den Trägervereinen aufkündigen kann. kat