Ergänzung

■ betr.: „Kubus mit Swimmingpool“ von Kathi Seefeld (Anthroposo phie), taz vom 28./29. 9. 96

Schon die Überschrift sagt aus, daß Frau Seefeld mit der Darstellung des in Hellersdorf schon lange notwendigen Waldorfzentrums für Ökologie, Schule und Berufsausbildung überfordert war. So wurde aus einem nötigen Lehrschwimmbecken – denn Hellersdorf als kinderreichster Stadtbezirk hat nur eine Schwimmhalle – ein Swimmingpool für Lehrer. [...]

Die schwarz-rote Senatskoalition aus CDU und SPD mit ihren Dienststellen in ihrer Unflexibilität ist eindeutig der Hauptverursacher, daß solche Schulen in Berlin nicht laufen und aus Spargründen ad acta ruhen, obwohl sie bedeutend preiswerter sind als vergleichbare staatliche Einrichtungen.

Die zunehmende Rechtslastigkeit unserer Jugendlichen hier – auch beim Hellersdorfer Erntefest sichtbar gewesen – wird die Quittung miserabler Senatsbildungspolitik vergangener Jahre sein! Zum sechstmaligen Tag der Deutschen Einheit ist das Scheitern eines demokratischen, vielfältigen Bildungsangebotes für Ostberlin anzuprangern, denn zwei Waldorfschulen und einige andere sind entschieden zuwenig.

Die PDS-Fraktion als Feind darzustellen war nie meine Absicht, sie hat aber den Aufbau des Waldorfzentrums mit verhindert, da die Mehrheit der Bezirksverordneten aus Unkenntnis der Pädagogik Rudolf Steiners nur durch die Sichtweise von Herrn Wagemanns Buch und Film zum Mitverhinderer wurde. Auch ist für die PDS schwer nachzuvollziehen, daß die Bildung seiner Kinder durch unterschiedliche Bildungsangebote die Freiheit eines demokratischen Rechtsstaates für jeden Bürger ermöglicht (siehe Holland oder Dänemark als positives Beispiel).

In der Amtszeit von Jugendstadträtin Kirsten wurde der Beschluß der Hellersdorfer BVV (TOP 580) durch den Jugendausschuß mehrheitlich ausgehebelt. Betreutes Wohnen als Kinder- und Jugendarbeit hatte also Vorrang vor vorbeugender Berufsausbildung und Jugendbildung.

[...] Nur eine Fusion mit Brandenburg (auch als Schulprojekt) könnte die Gründung des Waldorfzentrums wieder möglich machen und zirka 150 Arbeitsplätze sichern. Jutta Ditfurths Aussagen zur Steinerschen Lehre wurden von mir nicht erwähnt, denn ich finde sie geschmacklos und eine „Ökoschule“ nicht vorwärtsbringend. Es sollte auch mehr Ökologisches als eine Solaranlage am und im Gebäude sein, um jedem Schüler täglich Alternativen zur jetzigen Energieausbeutung und -verschwendung sichtbar machen zu können und erlernbar werden zu lassen (auch hierbei zeigen Waldorfschulen Positives).

Zum Abschluß noch eine Richtigstellung: Der Mahlsdorfer Schulbildungsverein wurde erst am 8. März 1994 gegründet. Seit der Wende gab es aber einen Eltern-Lehrer-Kreis, der sich mit mehreren Alternativen zur staatlichen Schule beschäftigte. Durch die Mißerfolge sind Eltern mit ihren Kindern und Lehrer aus Hellersdorf weggezogen, dorthin, wo gute Waldorfschulen existieren. Das ist auch jetzt der Fall, also alle sind sicher nicht da, wenn's wieder losgeht. Trotzdem wären aber die drei ersten Klassen sicher überfüllt, und ab der siebten Klasse gäbe es auch ein Schlangestehen, davon sind wir überzeugt. Lutz Reineke,

Mahlsdorfer Schulbildungs-

verein e.V. – Vorstand