Teufelskreise

■ Der zweite Teil der John-Carpenter-Reihe im Fama zeigt seine späteren Filme

1982 markiert einen Bruch im Regie-Gesamtwerk von John Carpenter. Mit Das Ding, seiner ersten Big-Budget-Kinoproduktion, begann der finanzielle Mißerfolg und der langsame Verlust seines Kultstatus'. Seitdem haben Carpenter-Filme nur vereinzelt an die Strenge und den Charakter früherer Jahre anknüpfen können.

Dabei erscheint Carpenters Horror-Remake Das Ding auch gerade angesichts des Geschlechterverhältnisses wie eine ausdrücklich gesetzte Zäsur. Es zitiert den Kino-Einstand Carpenters, indem wie in Dark Star (1974) von einer hermetisch abgeriegelten, sterbenden Männergemeinschaft erzählt wird, die diesmal im ewigen Eis mit einer außerirdischen Bestie fertig werden muß. Dieser totale Ausschluß von Frauen war in Christian Nybys Vorlage (1951) nicht vorgegeben.

Auch nach 1982 sind Carpenters Frauenfiguren im Sinne seines großen Vorbildes Howard Hawks gezeichnet. Sie entsprechen einerseits den klassisch-sexistischen Blickerwartungen, um sich gleichzeitig jedoch entgegen dem Klischee als mit einigen Charakterzügen männlicher Helden ausgestattet zu erweisen. Es werden also gewisse Zugeständnisse gemacht.

Am deutlichsten wird das in Die Fürsten der Dunkelheit. In einer Kirche kämpfen zwei Handvoll Wissenschaftler samt Priester ein Wochenende lang gegen die Auferstehung des Leibhaftigen. Und so wichtig und heroisch die Physikerin Catherine (Lisa Blount) im Sieg über den Teufel auch ist, so eindeutig bleibt den übrigen Mitstreiterinnen die klassische Horror-Rolle: das Medium des Bösen.

Dieses ambivalent-ungleiche Verhältnis in der Inszenierung von Weiblichkeit ist beispielhaft für fast alle Carpenter-Filme. Und der Teufelskreis-Charakter dieses Verhältnisses scheint sich in der Schlußsequenz von Die Fürsten der Dunkelheit selbst zu kommentieren: Zum einen kommt der Satan durch den Spiegel, das weibliche Symbol schlechthin, während andererseits es ausgerechnet Catherine ist, die ihn als Märtyrerin heldenhaft stoppt, um nach ihrem Tod wiederum zur Handlangerin des Bösen zu werden. Anders gesagt: Gerade die Zugeständnisse innerhalb des Rahmens scheinen nur dessen Erhaltung zu dienen.

Jan Distelmeyer

Heute: Assault On Precinet 13; Sa/So: Das Ding; nächsten Do/Fr: Die Fürsten...; jeweils 22.30 Uhr