Reiche auf Rendite-Regatta

■ Landratten „kappen Einkommensspitzen“: Darf's ein Containerschiff sein?

Der Unternehmer aus Hessen hat ein Problem. Er verdient zu viel Geld. Um sich in dieser Notlage Linderung zu verschaffen und seine „Einkommensspitze zu kappen“, schippert er nun an Bord des „Schiffes“ auf der Weser. Bei einer „Rendite-Regatta“ wollen die Anlageberater des Bremer Hauses Hesse & Partner die Hessen und fünf Dutzend weitere Wohlhabende bei Sekt, Bier und Buffet in die Geheimnisse der steuersparenden Schiffsbeteiligungen einweihen.

Mit dieser Form der Geldanlage haben deutsche Zahnärzte und Manager in den letzten Jahren eine wahre Bonanza auf den Werften in aller Welt entfacht und mit Hilfe von Vater Staat Hunderte von Schiffen geordert. Ein Mann, der an diesem Boom maßgeblich beteiligt war, ist mit an Bord: Thomas Völkers, Chef des größten deutschen Emissionshauses für Schiffsbeteiligungen, der HCI aus Jork bei Hamburg. Der smarte Volkswirt mit Erfahrungen im Reederei-Geschäft hat allein im vergangenen Jahr eine Milliarde Mark von reichen Deutschen in Schiffsbeteiligungsfonds kanalisiert.

Die neue deutsche Reeder-Schicht besteht aus Leuten wie unserem Mann aus Frankfurt: Eigentlich interessieren ihn Schiffe einen Dreck. Aber in diesem Jahr hat sein Partner die Firma verlassen und ihn abgefunden. „Wenn ich das Geld in meiner GmbH lasse, gehen 70 Prozent davon ans Finanzamt“.

Thomas Völkers weiß Rat. „Wenn Sie bei einem Schiff einsteigen, können sie sich in diesem Jahr 125 Prozent Verlust zuschreiben“, sagt Völkers mit Blick auf die Steuervorteile. Im Klartext: Wer mit 100.000 Mark in eine Schiffskommanditgesellschaft einsteigt, zahlt nur 20.000 Mark ein. Den Rest stundet das Finanzamt. Außerdem gewährt der Fiskus üppige Abschreibungen.

Aber die Berater versichern, daß es ihnen nicht nur um die Steuervorteile geht. Sie hätten dann auch ein Problem, denn in Bonn wird derzeit an einer Reform der steuerlichen Förderung für die Seefahrt gebastelt. Diskutiert wird sogar, die Abschreibungsmöglichkeiten für laufende Verträge rückwirkend zu kappen. Anleger sind verunsichert. Die Finanz-Experten können das Geld nicht einsammeln, weil sie nicht wissen, welche Bedingungen sie den Geldgebern garantieren können. Also können sie den Werften ihre Aufträge auch nicht anzahlen. Gerade in Ostdeutschland würden die Werften von einem Tag auf den anderen zusammenbrechen, wenn die Pläne der Bonner Koalition Gesetz würden, sagt Völkers.

Die potentiellen Schiffsbesitzer an Bord des Schiffes müssen also beruhigt werden: „Die Containerschiffahrt ist ein Wachstumsmarkt“, doziert Martin Retsch von Hesse & Partner. „Ich werde von allen möglichen Fonds mit Angeboten für Schiffsbeteiligungen bombardiert“, jammert ein Apotheker, „woher weiß ich, was gut ist?“

Für Völkers ist die Sache klar. „Sie brauchen einen Reeder, der eigenes Geld in das Schiff steckt und es auch wirklich braucht“, sagt der Shooting-Star der Branche. Wenn hinter den Fonds eine Werft stecke, die nur ihre hohen Produktionskosten überspielen wolle, wie es der Vulkan jahrelang getan habe, sollte man seine Finger davon lassen. Auch Reedereien, die von Werftkonzernen oder der Politik abhängig sind, wie die ehemalige Vulkan-Hausreederei Senator Linie, seien als Geschäftspartner nicht zu empfehlen.

Als Beleg für seine Worte präsentiert Völkers Fabel-Renditen von jährlich bis zu 50 Prozent nach Steuern. Obendrein könnten die Teilhaber auch noch zu geringen Preisen mal mitfahren, wenn ihr Pott nach Südamerika oder Asien schippert. Joachim Fahrun