Nachttaxi für Frauen an der Startlinie

■ Nach Willen von Frauensenatorin Christine Bergmann soll der billige Tarif ab Januar gelten. Wegen komplizierten Abrechnungsverfahrens lehnt Taxi-Innung ab

Erneuter Vorstoß für das Frauennachttaxi: Nach Willen der der Frauensenatorin Christine Bergmann (SPD) soll es schon ab Januar nächsten Jahres einen billigeren Nachttarif für Frauen und Mädchen geben. Zwischen 19 Uhr abends und 5 Uhr morgens kosten die ersten zwei Kilometer fünf Mark und jeder weitere Kilometer 1,80 Mark.

Der Preis liegt nach Angabe von Bergmann rund 30 Prozent unter dem normalen Nachttarif. Die billigeren Taxis können jedoch nicht auf der Straße „abgewunken“, sondern müssen über Funk bestellt werden. Das vorerst für ein Jahr befristete Modellprojekt ist rein privatwirtschaftlich ausgerichtet und soll auf freiwilliger Basis funktionieren. Eine Bezuschussung vom Senat gibt es nicht.

Doch genau wie 1995, als sich die Senatsverwaltung für Frauen schon einmal für einen Sondertarif für Frauen stark machte, gibt es Schwierigkeiten mit der Umsetzung. So spricht sich der Vorsitzende der Taxi-Innung, Wolfgang Wruck, gegen ein Frauentaxi aus. Auf einer Mitgliederversammlung am Montag dieser Woche hätten alle 200 anwesenden Taxiunternehmer „jegliche Rabattierung“ abgelehnt. Die Taxi-Innung hat rund 1.500 Mitglieder. Der Taxiverband Berlin mit 800 Mitgliedern steht dem Modellprojekt dagegen „sehr positiv“ gegenüber, so der Vorsitzende Joachim Marquardt. Jedoch warnt er davor, per Hand mit einer umständlichen Tariftabelle zu kassieren: „Das geht in die Hose.“ Er fordert, daß die Frauen-Rabatte über den Taxameter automatisch abgerechnet werden. Ein neues Konzept für eine Rabattierung könnte jedoch frühestens im Frühjahr und nicht schon im Januar vorliegen. Weitere Rabatte für beide Geschlechter in nachfrageschwachen Zeiten seien ebenfalls in der Diskussion. Die großen Gesellschaften Würfelfunk und Cityfunk, über die die Taxis gerufen werden, wollen sich am Frauentaxi beteiligen.

Jedes Taxiunternehmen, das mitmachen will, muß bei der Senatsverwaltung für Verkehr einen Antrag auf Sondergenehmigung stellen. Christine Bergmann hofft, daß möglichst viele TaxifahrerInnen den Frauennachttarif anbieten werden. Erfolgreiche Nachttaxis gibt es bereits in Bremen und Göttingen. Dort stieg das Fahrgastaufkommen mit dem Sonderangebot, so daß sich immer mehr TaxifahrerInnen dem Modell anschlossen. Julia Naumann