Das Portrait
: Von sich selbst überzeugt

■ Mobutu Sese-Seko

Er hält sich selbst für unverzichtbar. Die Mehrheit seiner 40 Millionen Landsleute wäre ihn gern los: Mobutu Sese-Seko, um nur den Anfang seines selbsterfundenen Namens zu nennen, hat in seinen 31 Herrschaftsjahren Zaire so ruiniert, daß es dem Angriff von ein paar Rebellengruppen mit Unterstützung des winzigen Nachbarn Ruanda offenbar hilflos gegenübersteht. In den 50er Jahren, als Zaire noch Belgisch-Kongo hieß und Mobutu Sese-Seko noch Joseph- Desiré Mobutu, arbeitete der spätere Präsident als Journalist und nebenbei als Agent des belgischen Geheimdienstes bei den ersten Autonomieverhandlungen. Als 1960 aus Belgisch-Kongo die unabhängige Republik Kongo unter Führung des Revolutionärs Patrice Lumumba wurde und prompt auseinanderfiel, stieg Mobutu an die Spitze der neuen kongolesischen Armee auf. Anfang 1961 war er einer der Hauptakteure bei der Entführung und Ermordung Lumumbas. Im November 1965 ergriff Mobutut schließlich selbst die Macht. Alle wichtigen Wirtschaftszweige wurden verstaatlicht. Da Mobutu Staat und Regierung mit der eigenen Person gleichsetzte, wurde er damit der persönliche Herr über den unermeßlichen Reichtum des Landes. Er gab sich einen neuen Namen, zwang alle Bürger, ihre christlichen Vornamen ebenfalls abzulegen, und benannte das Land um in „Zaire“. Alle Bürger wurden Zwangsmitglieder der neuen Einheitspartei. Ab den späten 70er Jahren häufte Mobutu dann parallel mit dem Niedergang der zairischen Wirtschaft Milliardenguthaben auf ausländischen Bankkonten an. Mobutu hätte das Gespött der Welt werden müssen – statt dessen hielt er sich als treuester Verbündeter der USA in Afrika. Der Westen schämte sich seiner erst, als das Ende des Kalten Krieges und wachsende Unruhe im Land es ihm leichtmachte. Die Hoffnung, Mobutu werde in Wahlen das Feld räumen, erfüllte sich jedoch nicht. Er schaffte den Einparteienstaat ab, sah sich aber um so mehr als einziger Garant der nationalen Einheit. Seine Macht und sein Geld genießt er weiter – in seinem Urwaldpalast, seiner Luxusjacht oder, wie jetzt, seinem Krankenbett in Lausanne. Von dort kann er seelenruhig zuschauen, wie das Chaos in der Heimat den Ruf nach einem starken Mann ertönen läßt. Und starke Männer, davon ist er überzeugt, hat Zaire nur einen einzigen: ihn selbst. Dominic Johnson