Fünf Prozent mehr Steuern auf Cognac in Frankreich

Paris (taz) – Was der Streik im öffentlichen Dienst mit Cognac, Armagnac und Calvados zu tun hat? Eine Menge! Irgendwie mußte Frankreichs Premier Alain Juppé schließlich das Haushaltsloch füllen, das klaffte, nachdem die fünf Millionen französischen Beamten im vergangenen Jahr mit wochenlangen Protesten seine Sparpläne zu Fall gebracht hatten. In seiner Verzweiflung griff er zur Flasche: Neben der Steuer für Tabak und Benzin wollte er auch diejenige für Spirituosen erhöhen. Um stattliche 17,1 Prozent. Doch Juppé hatte die Rechnung ohne die Produzenten gemacht. Sobald die davon erfuhren, gingen sie auf die Straße. In der südwestfranzösischen Region Cognac verweigerten die örtlichen Verwaltungen wochenlang jeden Kontakt mit Paris. Am vergangenen Montag, dem letzten Tag vor der Spirituosen-Abstimmung im französischen Parlament, machten die Rathäuser im Cognac sogar komplett zu, und die Bürgermeister drohten geschlossen mit Rücktritt. Der Erfolg kam umgehend: Statt 17,1 Prozent einigte sich das Parlament am Donnerstag abend auf fünf zusätzliche Prozent Steuern auf hochprozentige Getränke. In das 50 Milliarden Francs (knapp 15 Milliarden Mark) tiefe Loch der Sozialversicherung sollen damit im kommenden Jahr zirka 800 Millionen Francs fließen. Neben den Freunden von Getränken mit über 25 Prozent Alkoholgehalt will die Regierung auch die Flaschenbiertrinker zur Kasse bitten. Wein- und Faßbiertrinker hingegen blieben verschont. Dorothea Hahn

Foto: Eva Brandecker/

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