Nach der OP nach Hause

■ Neue Station für ambulantes Operieren im Zentralkrankenhaus an der St. Jürgen-Straße

Das Zentralkrankenhaus an der St. Jürgen-Straße (ZKH) wagt weitere Schritte in bisher „unentdecktes Neuland“, sagt Verwaltungsdirektor Walter Bremermann. Gestern eröffnete Gesundheitssenatorin Tine Wischer die für Bremen erste ambulante Station für Urologie. Dort sollen künftig bis zu 200 PatientInnen jährlich ambulant sterilisiert oder operiert werden. Außerdem sind bis zu 400 Operationen für AugenpatientInnen geplant. „Diese Kombination von Urologie und Augenchirurgie ist einmalig in Deutschland“, weiß Urologie-Professor Kurt Dreikorn.

„Nach der OP einfach zuhause ins Bett“ – so lautet die neue Philosophie, die vor allem durch das Gesundheitstrukturgesetz angestoßen wurde. „So kurz wie möglich“ sollen PatientInnen danach künftig in der Klinik liegen. Deshalb, so Verwaltungsdirektor Bremermann, habe man bereits zwei teilstationäre Tageskliniken auf den Weg gebracht. „Jetzt packen wir auch den ambulanten Bereich an“, sagt er.

Damit werde man auch dem Wunsch der PatientInnen gerecht: Laut Urologie-Professor Dreikorn ziehen 55 Prozent der PatientInnen eine ambulante Operation vor, außerdem könnten in der BRD bereits 45 Prozent aller Eingriffe ambulant erfolgen. „Das liegt vor allem an den neuen technischen Möglichkeiten“, weiß auch Ulrich Demeler, Chefarzt der Augenklinik im ZKH. Der Chefarzt will vor allem PatientInnen mit grauem Star ambulant operieren. Dazu bedarf es per neuer Ultraschallbehandlung der Linse nur einer kleinen Wunde von bis zu vier Millimetern. „Das kann ohne Komplikationen ambulant gemacht werden“, sagt der Augen-Chefarzt.

Der Patient wird künftig von seinem Facharzt inklusive Befund überwiesen, „damit können wir auch Doppeluntersuchungen sparen“, so Verwaltungsdirektor Bremermann. Dann geht es flugs in den Umkleideraum der für 1,5 Millionen Mark neu sanierten Station und danach in den OP-Saal der Klinik. Eine Stunde später wacht er dann im „Ausschlafraum“ sanft aus der Narkose auf. Nach einigen Stunden „Überwachungszeit“ wird der Patient entlassen. Er muß nur noch einen Kontrollanruf des Arztes über sich ergehen lassen. „Früher haben solche Patienten drei Tage bei uns gelegen“, berichtet Professor Dreikorn.

Trotz kürzerer Liegezeiten hat die Klinik jedoch „Verluste einkalkuliert“, berichtet Verwaltungsdirektor Bremermann. Schließlich würden die Krankenkassen bei einem 390 Mark teuren urologischen Eingriff im Durchschnitt nur 340 Mark übernehmen. „Deshalb haben wir so lange gezögert“, weiß der Direktor. Das ZKH setzt jetzt auf neue Verhandlungen mit den Krankenkassen und legt trotzdem los. „Der Geist der Verneinung hat noch nie Neuland erobert,“ orakelt Bremermann. kat