Karau relativiert ihre Äußerungen

■ Sie sei im Prozeß gegen Polizisten falsch zitiert worden

So beeindruckend der Auftritt der leitenden Kriminaldirektorin a.D. Ellen Karau (SPD) vor drei Wochen als Zeugin vor Gericht war, so enttäuschend war gestern ihre Aussage vor dem parlamentarischen Innenausschuß. Die vor kurzem aus Krankheitsgründen aus dem Dienst geschiedene Beamtin relativierte ihre Angaben zum Innenleben der Polizei weitestgehend.

Im Prozeß gegen sieben wegen Körperverletzung im Amt angeklagte Polizisten hatte Karau erklärt, Polizisten seien so kriminell wie die Normalbevölkerung. Dafür hatte sie auch zahlreiche Bespiele genannt (die taz berichtete mehrfach). Es handele sich dabei um Zitate in der Presse, „die ich nicht so gesagt haben kann“, erklärte Karau gestern. Sämtliche der von ihr vor Gericht angeführten Beispiele seien „absolute Einzelfälle“. Sie sei es aber aus ihrer langen Dienstzeit gewohnt, daß ihre Äußerungen häufig mißverstanden würden. Auf die Frage, warum sie gegen die Zitate nicht presserechtlich vorgegangen sei, antwortete Karau: Sie habe noch nie etwas davon gehalten, sich auf dieser Ebene mit „den Boulevardzeitungen“ auseinanderzusetzen. Einige Presseorgane hätten jedoch „sehr wertneutral“ berichtet.

Insbesondere die Abgeordneten der CDU interessierte, ob es bei Karaus vorzeitiger Pensionierung aus Krankheitsgründen rechtmäßig zugegangen ist. Wie berichtet, tritt die ehemalige Kriminaldirektorin trotz Krankheit einen auf 10 bis 12 Wochenstunden befristeten Job als Sicherheitsbeauftragte bei der S-Bahn an. Außerdem ist sie Ehrenvorsitzende im Weißen Ring. Wenn dies so sei, hätte ihre „angegriffene Gesundheit“ vielleicht auch eine Teilzeitarbeit bei der Polizei zugelassen, meinte der innenpolitische Sprecher der CDU, Dieter Hapel. Schließlich sei die Haushaltslage der Stadt angespannt, und Karau habe eine Vorbildfunktion für die 170.000 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes. Dazu Karau: „Ich komme gerade von Ärzten. Sie denken über eine Operation nach, die ich keinem hier im Raume wünsche.“ Plutonia Plarre