Fliesen und Klos für die Märkte der Welt

■ Keramik Laufen: Schweizer „Erfolgsstory“ in Tschechien

Erich Stiefelmeyer, Konzernchef der Keramik Laufen, hat allen Grund, sich die Hände zu reiben. „Unser tschechisches Engagement kann man schon heute als Erfolgsstory bezeichnen“, erklärt er. Die Bilanzen zeigen: Die Investitionen dort haben sich bezahlt gemacht.

Die Firma Laufen, die als Bauzulieferer in den Sparten Sanitärkeramik, Fliesen und Grobkeramik (Backsteine, Dachziegel) sowie im Geschirrbereich tätig ist, griff in Tschechien schon kurz nach der „Öffnung“ zu. 1991 kaufte sie ein Sanitärwerk im südböhmischen Bechyne, 1993 die Hotelporzellanherstellerin in Karlovy Vary und die Badezimmermöbelfabrik Drevojas in Svitavy; 1995 schließlich die Geschirr- und Sanitärkeramikfabrik in Znojmo an der österreichischen Grenze. Ende 1995 arbeiteten bereits über 2.000 der damals 9.500 Beschäftigten des Konzerns in Tschechien.

In Tschechien traf Laufen gut ausgebildete Leute, eine Keramiktradition und niedrige Löhne an. Im Werk Bechyne beträgt der Durchschnittslohn rund 370 Mark im Monat, die Frauen in Karlovy Vary verdienen nur 250 bis 290 Mark. Das ist acht- bis zehnmal weniger als in der Schweiz. Technologisch jedoch sind die tschechischen Werke nach umfangreichen Investitionen häufig auf demselben Standard wie die Fabriken im Westen. In Bechyne wurde der Umsatz seit der Übernahme mehr als verdoppelt. Da erstaunt es wenig, daß die tschechischen Töchter bereits rentabel arbeiten.

Gekauft wurden die tschechischen Werke einerseits wegen der Ostmärkte, vor allem aber auch, um in den billigeren Produktsegmenten wieder konkurrenzfähiger zu werden. 1995 gingen vom Export des Werks Bechyne, der etwa die Hälfte vom Umsatz ausmacht, 17 Prozent in den Westen. 43 Prozent nahmen Kunden in der GUS ab. Vom Sanitärexport Znojmos landeten 24 Prozent in Deutschland und 9 Prozent in den Niederlanden. Beim Geschirr macht der Export gut 60 Prozent aus, meist in die Slowakei und nach Spanien.

Bei soviel Erfolg gibt es selbstverständlich auch Verlierer. In Österreich wurde die Geschirrproduktion der Laufen-Tochter Oespag, die teilweise nach Tschechien verlagert wird, halbiert, das Sanitärwerk Gmunden wird stillgelegt. In Deutschland verschwanden die beiden zum Konzern gehörenden Sanitärwerke in Heidelberg und Weroth bei Koblenz. In der Schweiz wird das Werk Laufenburg und wohl auch der Standort Langenthal geschlossen.

Laufen expandiert aber nicht nur in Osteuropa, wo im September eine Sanitärkeramik- und Fliesenfabrik mit rund 1.000 Beschäftigten in Bulgarien hinzugekommen ist. Verlagert wird auch nach Portugal, wo der Konzern 1991 einstieg und die Löhne fünfmal niedriger sind als in der Schweiz. In Brasilien hat man soeben die größte Sanitärherstellerin dazugekauft, und im Fernen Osten produziert Laufen in Thailand und bald auch auf den Philippinen und in Vietnam. Angestrebt wird eine globale Präsenz. Adrian Knoepfli