„Der Erfolg hat mir recht gegeben“

■ Hennemann sieht sich und den Vulkan-Konzern als Opfer der Großen Koalition

Mit einem Lächeln auf den Lippen bahnte sich Friedrich Hennemann gestern kurz nach 14 Uhr den Weg durch die Journalisten in den Sitzungsraum 2 der Bürgerschaft. Bereitwillig nickte der ex-Vulkan-Chef in das Blitzgewitter der Fotografen, und auch die Fragen der Mitglieder des Untersuchungsausschusses konnten ihn nicht aus der Ruhe bringen. Er soll das ehemalige Vorstandsmitglied Eckart Knoth an der Akquirierung neuer Passagierschiffbauaufträge gehindert haben? Hennemann schüttelte den Kopf. „Knoth war doch Geschäftsführer der Lloyd-Werft, da hätte er ja sein unternehmerisches Genie unter Beweis stellen können.“ Daß Wolf-Elmar Warning, der ehemalige Vorstandsvorsitzende, die mangelnde Produktivität des Vulkans beklagt hatte, wunderte Hennemann nicht. „Der kam ja aus einem Handelshaus und versuchte aus dem Vulkan auch ein Handelshaus zu machen.“ Auch die Aussage von Hans-Burkhard Theilen, der als Abteilungsleiter in der Senatskanzlei immer wieder davor gewarnt hatte, der Vulkan würde durch die öffentlichen Zuschüsse „zu einem Faß ohne Boden“, schockierte Hennemann nicht. „Theilen war ein Skeptiker – ein sehr korrekter Beamter halt.“ Ob er wisse, wieviel Steuergelder von 1983 bis 1989 (600 Mio) geflossen seien, wollten die Ausschußmitglieder wissen. „Kommt darauf an, wie man es rechnet“, entgegnete Hennemann knapp. Der Schiffbau hätte seit 1961 ohnehin von Zuschüssen gelebt. Er habe es geschafft, das Unternehmen wieder „schwarze Zahlen“ schreiben zu lassen. Sein Rücktritt sei „erpreßt“ worden. Man habe ihn vor die Alternative gestellt, seinen Rücktritt anzubieten oder das Unternehmnen sei binnen drei Tagen pleite.

Als die Sprache auf seinen Dienstvertrag mit dem Land Bremen kam, der den Vulkan-Chef ermächtigte auch bremische Belange wahrzunehmen, wurde Hennemann allerdings ärgerlich. „Ich habe das nie als Problem gesehen.“ Einen Interessenskonflikt habe es nicht gegeben. Der Vertrag sei nur aus „versorgungsrechtlichen“ Gründen geschlossen worden. Der Senat habe sich nie eingemischt, sondern sich nur „gründlich informieren lassen“. Einen Großaktionär habe es ebenfalls nicht gegeben. „Obwohl wir es versucht haben“, räumte der Ex-Vulkan-Chef ein. Unter anderem habe Ex-Bürgermeister Klaus Wedemeier (SPD) Gespräche mit dem Daimler-Chef Reuter geführt. Das Ergebnis? „Dazu werde ich mich nicht äußern.“ „Sie müssen“, wendete sich der Vorsitzende des Ausschusses, Hermann Kuhn (Grüne), an Hennemann. „Dann kann ich mich eben nicht erinnern.“ Aus einem vertraulichen Briefwechsel zwischen Wedemeier und Hennemann, der der taz vorliegt, geht hervor, daß Wedemeier Reuter damals ins Phantom der Oper nach Hamburg eingeladen hatte, um ihm den Deal schmackhaft zu machen.

Bis zum 5. Juli 1995 war beim Vulkan alles in Ordnung, so die Version Hennemanns. Die Große Koalition hätte den Konzern gelöscht. Der Zusammenbruch wäre „völlig überflüssig“ gewesen. Und noch heute könnte der Schiffbau an der Unterweser gerettet werden. Die CDU-Senatoren Ulrich Nölle (Finanzen) und Hartmut Perschau (CDU) würden allerdings „täglich Chancen versäumen“. Der Ausschuß erfülle nur einen Zweck. „Die CDU versucht, das Vulkan-Desaster als SPD-Altlast darzustellen, um Argumente dafür zu sammeln, die Regierung zu übernehmen.“ Kerstin Schneider