Keine Zukunft mehr für talentierte Jugend

■ Für bezirkliche „Jugend mit Zukunft“-Projekte steht Zukunft in den Sternen

In der Talentbude herrscht gedrückte Stimmung. Das Jugendkulturzentrum, nur einige Meter vom Arkonaplatz in Mitte entfernt, ist Treffpunkt für dreißig Jugendliche, die hier jeden Tag Musik machen, für Theaterstücke proben oder sich zum Quatschen treffen. Die Talentbude wurde in den letzten zwei Jahren größtenteils durch das auf drei Jahre befristete Modellprojekt „Jugend mit Zukunft“ des Senats finanziert, das jedoch im Dezember ausläuft. Damit ist nicht nur die Existenz der Talentbude gefährdet, sondern auch alle anderen bezirklichen Jugendeinrichtungen der Stadt, die bisher über den „Jugend mit Zukunft“-Topf bezahlt wurden.

Um gegen die drohende Schließung zu protestieren, haben die Kids der Talentbude bereits Unterschriften gesammelt und Flugblätter verteilt. Doch seit auf der Sparklausur beschlossen wurde, daß die regional arbeitenden Einrichtungen zukünftig von den Bezirken finanziert und nur große überbezirkliche Projekte in die Regelfinanzierung aufgenommen werden, herrscht Ratlosigkeit, wie es im nächsten Jahr weitergehen soll.

Rund 7 Millionen Mark sollen die Bezirke nach dem Willen des Senats für diese regional arbeitenden Jugendprojekte zukünftig selbst aufbringen. Die überbezirklichen Projekte sind dagegen einigermaßen gesichert: So sollen für sie aus Lottomitteln voraussichtlich 8 Millionen Mark und vom Senat 6,3 Millionen bereitgestellt werden, erklärte Wilfried Penkert von der Jugendsenatsverwaltung. Hier handelt es sich überwiegend um Streetworkprojekte, Anlaufstellen für straffällige Jugendliche, und zahlreiche Sporteinrichtungen.

Die zusätzlichen Finanzmittel für die anderen Projekte sind für die Bezirke ein harter Brocken. „Wir sind durch die Kürzungen sowieso schon belastet“, sagt die für die Talentbude zuständige Jugendstadträtin Eva Mendl (PDS). Sie müßte im nächsten Jahr insgesamt 16 Trägervereine versorgen, die im Kiez mit Jugendlichen arbeiten und 2,4 Millionen Mark benötigen. Wieviel Geld jedes Projekt aber im einzelnen bekommt und ob überhaupt alle etwas abbekommen, steht frühestens im Januar fest, wenn die endgültigen Haushaltspläne der Bezirke beschlossen werden.

Allein die Talentbude benötigt jährlich mindestens 200.000 Mark. „Das sind keine überzogenen Forderungen, sondern der absolute Mindestbedarf“, so Eva Mendl. Sozialarbeiterin Angelika Dörrer, deren „Jugend mit Zukunft“- Stelle im Januar wegfällt, hofft, daß die Talentbude weiterbestehen wird: „Wir haben es endlich geschafft, die Jugendlichen von der Straße zu bekommen und mit ihnen konstruktiv zu arbeiten.“ Sie fordert deshalb zukünftig eine „langfristige Planungssicherheit“, da offene Jugendarbeit sonst nicht besonders effektiv sei. Julia Naumann