Türkische Häftlinge im Hungerstreik

■ 21 Untersuchungshäftlinge fordern Hafterleichterungen

Seit fünf Tagen verweigern türkische Untersuchungshäftlinge in der Moabiter Haftanstalt die Nahrungsaufnahme. Mit dem Hungerstreik, an dem sich inzwischen 21 Häftlinge beteiligen, wollen sie Hafterleichterungen durchsetzen. Justizsprecherin Corinna Bischoff bestätigte gestern entsprechende Berichte des deutsch-türkischen Fernsehsenders Aypa-TV. In einem Forderungskatalog, der fünfzehn Punkte umfaßt, verlangen die Häftlinge unter anderem großzügigere Besuchsregelungen, längere Umschlußzeiten und häufigere Duschmöglichkeiten.

Gegen einen namentlich genannten Vollzugsbeamten erheben die Gefangenen den Vorwurf, daß er sie „menschenunwürdig“ und „wie rechtlose Hunde“ behandle. Dem Vorwurf werde man nachgehen, erklärte Bischoff, auch wenn dieser bislang „noch etwas unkonkret sei“.

Einige der Forderungen seien eher rechtspolitischer Natur, wie die Forderung, bei Immigranten auf eine Abschiebung von Straftätern in das Herkunftsland zu verzichten. Hier gebe es für die Justizverwaltung keinen Spielraum. Andere Wünsche wie der nach längeren Besuchszeiten könnten wegen der knappen Personallage in den Anstalten nicht erfüllt werden. Mehr Personal könne aus Kostengründen nicht eingesetzt werden.

Man wolle jedoch prüfen, wie die von den Häftlingen gewünschte religiöse Betreuung sichergestellt werden könne. Wie Bischoff sagte, habe man in der Vergangenheit bereits versucht, einen Imam zu finden, der wie christliche Geistliche zum wöchentlichen Gebet ins Gefängnis komme. Bislang sei es allerdings nicht gelungen, einen Imam für diese Aufgabe zu finden. Dorothee Winden