Das Hohe Lied der Steppe

■ Die mongolische Gruppe Egschiglen musiziert und tanzt den Pentaton von Hufgetrappel, Mythos und Wolkenbildung

Aus der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator kommt das siebenköpfige Ensemble Egschiglen. Egschiglen bedeutet „schöne Melodie“ und der Name ist Programm. Im mehrstimmigen Gesang, begleitet von der zweisaitigen Pferdekopfgeige Morin Khuur, der Schwanenhalslaute Tobshuur, Bass-geige und der Wölbbrettzither Yatag, spiegeln sich die Weite der Landschaft und melancholische Stimmungen der früheren nomadischen Lebensweise wider. Viele der Lieder kreisen thematisch um das in der mongolischen Hirtenkultur so bedeutsame Pferd. Das Wiehern und das Hufgetrappel galoppierender Pferde über die endlosen Steppen oder Wind- und Wolkenbewegungen werden musikalisch nachempfunden.

Anders als bei der vor kurzem ebenfalls im Schlachthof zu hörenden Gruppe Huun-Huur-Tu aus dem sibirischen Tuva, besteht das musikalische Repertoire von Egschiglen auch aus vielen Instrumentalstücken, die manchmal fast Streichorchester-Charakter entwickeln. Zwar pflegen auch Egschiglen den traditionellen Obertongesang, aber er bildet nicht den ausschließlichen Schwerpunkt.

Im Programm finden sich Tänze, traditionelle Lieder und Stücke mongolischer Komponisten des 19. Jahrhunderts. Viele weisen eine enge Verwandtschaft zu chinesischer Musik auf. Sehnsüchtige Volksweisen mit den typischen fernöstlichen Melodielinien auf pentatonischer Grundlage und instrumentale Kunstlieder stehen neben dem ursprünglichen Obertongesang schamanischen Ursprungs. Eine Tänzerin begleitet den Auftritt des Ensembles und bereichert die in der Musik aufgegriffenen Mythen und Märchen aus Ulan Bator durch eine Choreographie. Arnaud

heute um 20.30 Uhr Schlachthof