■ Am Rande
: Ein bißchen Risiko bei Bertelsmann

Gütersloh (taz) – Die Bertelsmann AG, der weltdrittgrößte Medienkonzern, geht ein bißchen von seinem übersoliden Finanzgebaren ab. Erstmals wird die Bertelsmann AG, wie sie am Mittwoch mitteilte, in größerem Umfang internationales Kapital aufnehmen: Ein sogenanntes Debt Issuance Program schafft den Rahmen für die Ausgabe von Anleihen in der Höhe von 1,5 Milliarden Mark. Es soll am 15.11. in London unterzeichnet werden. „So erweitern wir unsere Finanzierungspalette und hoffen gleichzeitig, daß wir auf den internationalen Finanzmärkten bekannter werden“, sagte die Leiterin der Finanzabteilung, Verena Wolpert, der taz. Mit ihrer bisherigen Linie, Investitionen vornehmlich aus eigenen Mitteln zu tätigen, haben sich die Gütersloher auf den rasant operierenden Medienmärkten eine gewissen Starrheit eingehandelt. Verena Wolpert: „Wir sind uns bewußt, daß es nötig sein kann, große Beträge schnell bewegen zu müssen.“ 1,5 Milliarden sind genau die Summe, die die Bertelsmänner für die Übernahme der luxemburgischen CLT hinlegen müssen. Bertelsmann-Vorstandschef Mark Wössner deutete unterdes die Möglichkeit einer umfassenderen Umstrukturierung des Unternehmens an. Für einzelne Töchter der AG, zitierte die Financial Times den Konzernchef, sei innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre der Gang an die Börse denkbar. Ein Thema, das man in Gütersloh bislang nur mit spitzen Fingern angefaßt hat. Die Erfahrungen im Wettlauf mit Leo Kirch um Pay-TV-Rechte könnten Bertelsmann gelehrt haben, sich den riskanten Usancen auf dem TV- Markt ein wenig anzunähern. lm