■ Querspalte: Geier über der Bundeswehr
Der Wind heult über die Hochebene. Dörrendes Gras, ein einsamer Baum ohne Blatt, vom Blitz gespalten. Panzerspuren verlieren sich in der grauen Weite des Horizonts. Im Gras des alten Übungsfeldes liegen weinend 57 Bundeswehrpanzer. Kaputt! Verrostet! Nicht mehr einsatzfähig!
Ödnis, Trostlosigkeit, Melancholie. Der Wind treibt ein Stück Papier vor sich her.
Es ist ein Artikel aus der Süddeutschen Zeitung, datiert vom 7.November: „Bedingt einsatzbereit – Materialmangel legt Teile der Bundeswehr lahm. Bei 4.700 Systemen verfügt die Bundeswehr über keine Ersatzteile mehr, mittlerweile ist die Instandsetzung aller Waffensysteme beeinträchtigt.“
Die Hälfte der Lastkraftwagen des Heeres könne im nächsten Jahr nicht mehr überholt werden, „nur jeder zweite Leopard-Panzer rollt noch auf intakten Ketten mit funktionierendem Antrieb über die Übungsgelände. Bekannt ist bereits seit einiger Zeit, daß die Bundeswehr sich bei den leichten Hubschraubern vom Typ Bell UH-ID selbst aufzehrt. Vom kommenden Jahr an müssen 52 der Hubschrauber zum Ausschlachten für die verbleibenden 130 herhalten.“
Der Wind jault immer noch. Geier kreisen über dem Gelände. Bleich glänzen die Stahlgerippe einiger Panzer im Mondlicht.
Ein Mann, aschfahl, steht auf einem Hügel und weint. Er zeigt auf verrostete Bomber und verröchelnde Jeeps: „Das ist die Bundeswehr von heute! Unser einst so stolzes Heer! Der Verteidigungsetat soll weiter gekürzt werden, keinen Pfennig will der Bundesfinanzminister mehr rüberrücken. Alle Panzer stehen still, weil sein starker Arm es will!“
Sie sind ein Tarnkappenbomber, Herr Rühe. Das alles wäre ja zu schön, um wahr zu sein. Sie haben ein Talent für moderne Märchen und für geschickte Entlastungsmanöver. Haben Sie den Plot, den die Süddeutsche Zeitung so bereitwillig veröffentlichte, eigentlich selbst geschrieben? Ute Scheub
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