Das Portrait
: Der Enthüller

■ Pierre Salinger

In seinem erfolgreichen Journalistenleben hat Pierre Emil George Salinger schon viele Geheimnisse an die Öffentlichkeit gebracht. 1981 deckte er die heimlichen Waffenverkäufe Israels an den Iran auf. Ein Jahr später spürte er die 1,4 Milliarden Dollar auf, die der Banco Ambrosiano in Mailand verlorengegangen waren und auf den Konten rechtsgerichteter Führer in Lateinamerika wieder auftauchten. Seine neueste Enthüllung ist nicht weniger spektakulär, wenn sie denn zutrifft: Der am 17. Juli vor New York abgestürzte TWA-Jumbo sei von einer US-amerikanischen Rakete abgeschossen worden. Noch immer ist die Ursache offiziell nicht ermittelt. Salinger bezieht sich auf Dokumente des US-Geheimdienstes.

„Die Wahrheit muß ans Tageslicht“, war Salingers Kommentar und stets auch seine Devise. Geboren wurde Salinger am 14. Juni 1925 in San Francisco. Sein Vater war ein hochbegabter Amateurmusiker, seine französische Mutter Schriftstellerin und Journalistin. Er wuchs im kanadischen Toronto auf, wo er mit sechs Jahren seinen ersten Auftritt als musikalisches Wunderkind hatte. Doch die künstlerische Laufbahn endete rasch, weil seine Eltern eine negative Entwicklung seines Charakters befürchteten. 1942 trat er der US-Kriegsmarine bei. Er war der jüngste Offizier, der jemals ein US-Kriegsschiff befehligte.

Schon während seines Studiums in San Francisco schrieb Salinger für den San Francisco Chronicle. Robert Kennedy war es, der seinem Bruder John F. Kennedy Salinger als Pressesprecher während dessen Wahlkampf 1960 empfahl. In dieser Position blieb er bis zur Ermordung Kennedys. Als Wahlkampfmanager stand er 1968 nur wenige Meter neben Robert Kennedy, als dieser erschossen wurde. Danach verließ er die USA. Nach verschiedenen Jobs in der Wirtschaft kehrte er schließlich zum Journalismus zurück. Ab 1978 arbeitete er für den US-Fernsehsender ABC. Zuletzt bekleidete er den Posten des Ressortchefs für Europa und Nahost. Für seine Reportagen und Serien wurde Salinger mit Preisen überhäuft. Nicht weniger Anerkennung als seine Fernsehsendungen fanden auch seine fast ein Dutzend Buchveröffentlichungen. In Deutschland wurde zuletzt sein Buch über den Golfkrieg gegen den Irak im Jahre 1991 zu einem Bestseller. Und demnächst vielleicht die Ab- und Hintergründe des TWA- Absturzes vom 17. Juli 1996. Georg Baltissen