Noch eine Milliarde Mark

■ Erneut gepäppelt: BvS sucht in Ostasien Investoren für Ostwerften

Berlin (taz) – In der Seefahrt ist es gute Sitte, daß der Kapitän bei einer Havarie als letzter von Bord geht. Hans Christoph von Rohr geht nach dem ersten Sturm, bevor eine neue Schieflage die ostdeutschen Werften erwischt. Erst im Januar hatte ihn die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) beauftragt, sich um die vom Bremer Vulkan Verbund um mindestens 854 Millionen Mark betrogenen Werften in Mecklenburg-Vorpommern zu kümmern. Er wird nun Geschäftsführer einer Gesellschaft, die weltweit Geldgeber für Ostdeutschland finden soll.

In Ostasien hat von Rohr sich in dieser Woche bereits umgehört. Es gebe einige Interessenten für die Volkswerft Stralsund und die Meerestechnik-Werft Wismar, sagte von Rohr gestern. Die BvS hat noch mal eine Milliarde Mark Steuergelder in die Werften investiert und sie zu den modernsten Werften Europas gerüstet. „Die sind heute Spitzenklasse“, sagte Rohr. Der von EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert diese Woche angekündigte Kapazitätsabbau betreffe nur Westwerften.

Für die zweite Privatisierung innerhalb von vier Jahren braucht die BvS als Haupteigentümerin noch einmal eine Milliarde Mark Beihilfen. Van Miert muß dem zweiten Milliarden-Transfer noch zustimmen. 500 Millionen Mark habe er von Rohr schon zugesichert. Die Summe könne man von den ehemals dem Vulkan gezahlten Subventionen abziehen. „Die haben den Markt ja nie erreicht“, sagte Hornef. Der Vulkan hat sie seinen Westtöchtern zugeschanzt. Also seien die nicht wettbewerbsrelevant. ufo