Fröhliche, blaue Jungfrau

■ „Die Schlumper“ stellen gemeinsam mit Grundschülern aus

Zur Zeit des großen Kruzifixstreites zierte Horst Wäßles gewagte Neuinterpretation der Kreuzigungsszene einen Flur der Integrativen Grundschule Altona-Altstadt. Jetzt wird seine Jungfrau, ein großes, fröhlich blau bemaltes Kreuz in der Galerie im Atrium gezeigt. Zusammen mit anderen Mitgliedern der Gruppe „Die Schlumper“ zeigt Wäßle dort Ergebnisse aus der Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern der Grundschule. „Die Schlumper“ sind ein Zusammenschluß überwiegend geistig behinderter, bundesweit anerkannter Künstlerinnen und Künstler.

Ziel des Projektes sei es weniger gewesen, große Kunst zu produzieren, als die Kinder erkennen zu lassen, daß „gesellschaftliche Normen die Potentiale der Ausgegrenzten übersehen lassen“. Den Resultaten kann solch geballt guter Wille glücklicherweise nichts anhaben.

Die Zusammenarbeit zeigt sich in den Exponaten in zwei Formen. Zum einen gibt es eine Reihe von Gemälden, in denen Behinderte und Kinder mit denselben Farben und Motiven arbeiten. So ist eine Serie von leuchtend rosa Portraits entstanden, deren Ähnlichkeiten und Differenzen sich als Ausdruck eines gestalterischen Dialogs lesen läßt. Zum anderen gibt es die direkte Kollaboration, in der es etwa Janine Hein gelingt, durch Übermalung eines Wäßle-Gemäldes den ursprünglich flächigen Stil mit ungeahnter Dynamik zu durchschießen.

Eine Ausstellung also, die man auch als nicht so gutgewillter Mensch gut finden kann.

Matthias Anton

Galerie im Atrium, Studio-Kino, Bernstorffstraße 93-95, bis 15. November, ab 14.30 Uhr.