Gleiche Chancen für eine Lebenskarriere

■ FrauenNetzwerkForum: Eigeninitiative und Kontakte werden immer wichtiger

Vor vier Jahren habe er bei den Wirtschaftsjunioren über „Teilzeit für Fach- und Führungskräfte“ gesprochen, sagt Michael E. Domsch, Professor für Betriebswirtschaftslehre. Und sich anschließend geschworen, nur noch in Schutzkleidung zum Thema Stellung zu nehmen. Beim „2. Hamburger FrauenNetzwerkForum“ am vergangenen Samstag verzichtete er darauf. Das Thema sei nicht mehr so stark tabuisiert. Und das überwiegend weibliche Publikum erwartete genau dies: Ideen, die bessere Bedingungen und gleiche Chancen für eine Lebenskarriere fördern.

Während sich Männer zum Zweck des beruflichen Fortkommens in Fachverbänden und informellen Zirkeln tummeln, machen Frauen selten davon Gebrauch. Um ihnen Nutzen und Gelegenheiten vor Augen zu führen, wurde das zweite Forum als ein öffentliches organisiert. Die Organisatorinnen sind Mitglieder der „Vereinigung für Frauen im Management“ (FIM), einem der ältesten Frauen-Netzwerke Hamburgs. Rund 30 der insgesamt 50 Hamburger Berufsverbände und Netzwerke für Frauen – von FIM bis Landfrauenverband – standen für Kontakte und Informationen zur Verfügung.

Während Berufsverbände fachbezogene Beratung und Fortbildung anbieten, erklärt die freiberufliche Autorin und Trainerin Ulla Dick, werden in den Netzwerken interdisziplinäre Verbindungen geknüpft – und „knallharte Geschäfte“ gemacht. „Damit tun sich Frauen immer noch sehr schwer.“ Dick empfiehlt eine Mitgliedschaft in beiden Organisationsformen. Und ein beherztes „Selbst gründen“, wenn ein geeignetes Netzwerk noch nicht existiert.

Von Eigeninitiative und Kontaktpflege wird zukünftig viel abhängen. Denn nur bei „sekundären Dienstleistungen“ wie Beratung, Entwicklung, Kommunikation werde die Beschäftigung zunehmen, sagt die HWP-Professorin Sonja Bischoff. Selbständiges Arbeiten mit modernen Technologien setze ein Höchstmaß an Vertrauen und somit auch an persönlicher Kommunikation voraus. Die „Krise im Maschinenbau“ – mit Männern in Führungspositionen – sei exemplarisch für zuviel Technik- und zuwenig Kundenverliebtheit.

Daß auch Männer in Führungspositionen zunehmend an flexibleren Arbeitszeitmodellen – und an einer „Lebenskarriere“ anstatt der rein beruflichen – interessiert sind, belegt eine Studie des Hamburger Senatsamts für die Gleichstellung: Während nur elf Prozent der männlichen Führungskräfte den Wunsch nach Teilzeit äußern, sind es beim Management-Nachwuchs fast 50 Prozent (Frauen: 52 bzw. 62 Prozent). Doch nur durch wissenschaftliche Begleitung könne die Akzeptanz für „Mobilzeit“ erhöht werden, weiß Diplomingenieurin Gabriele Hoffmeister-Schönfelder, die das Projekt „Frauen bei Philips“ leitet. Zahlreiche individuelle Arbeitszeitmodelle funktionierten bereits gut, aber es werde kaum darüber gesprochen – als wolle man nicht, daß auch andere darauf kommen. Stefanie Winter