Kitsch, Schönheit und das Bedürfnis nach Liebe

Ein fleischfarbenes Eichhörnchen aus Weichplastik ist Dreh- und Angelpunkt einer Ausstellung des Kunstvereins Buxtehude. Das Tierchen mit der roten Rose in den Pfoten, innen erleuchtbar und auch als Nachttischlampe zu benutzen, wurde der Hamburgerin Brigitte Caselitz geschenkt, als sie acht Jahre alt war. Die heutige Kunstlehrerin begründete damit ihre Kitsch- Kollektion. Rund 200 „Meisterwerke aus der Sammlung Caselitz“ prangen unter dem Titel „Zu schön, um wahr zu sein“ noch bis zum 1. Dezember im Museum der Stadt.

Neun Abteilungen gliedern die Exponate: Unter anderem „Wohnungskitsch“, „Andenkenkitsch“, „Heimatkitsch“ und „Liebeskitsch“. Hemmungsloser Mut zur Farbe, billiges Material, Klischees und „Schönheit“ bis zum Exzeß zeichnen die kitschigen Objekte aus. Der Kunstverein Buxtehude präsentiert sie nicht nur aus Freude am Abartigen. „Wir streiten heftig über zeitgenössische Kunst“, sagt der Ausstellungsmacher und Kunsthistoriker Joachim Buttler. „Viele regen sich auf über die Kleckse und Striche. Das ist doch alles Mist, das kann doch jeder!“ Da wolle man einmal eine Schau bieten, die alte Sehgewohnheiten bestätigt, bei der garantiert nicht gedacht werden muß. „Wir müssen uns fragen, wo die Grenzen der Kunst heute liegen“, erläutert Buttler. Schließlich beherbergten auch Kitsch-Objekte ein ernsthaftes Bedürfnis nach Liebe. Ulrike Cordes