Atomlager Schacht Konrad überflüssig

■ Umweltministerin Griefahn präsentiert Bonner Zahlen

Hannover (taz) – „Überflüssig“ und schon deswegen „derzeit nicht genehmigungsfähig“ ist nach Auffassung von Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn das bei Salzgitter geplante Atommüllendlager Schacht Konrad. „Schacht Konrad wird nie und nimmer voll“, sagte Griefahn gestern in Hannover und stützte sich dabei auf eine Prognose des Bundesumweltministeriums über den Bedarf an atomaren Endlagerkapazitäten bis zum Jahr 2080.

Nach den Zahlen aus dem Hause Merkel wird für die Endlagerung des deutschen Atommülls selbst bis 2080 nur rund ein Drittel des in Gorleben und Schacht Konrad geplanten Lagervolumens gebraucht. Dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), auf das die bundeseigenen Atommüllprognose zurückgeht, hat das niedersächsische Umweltministerium deswegen im Konrad-Genehmigungsverfahren jetzt eine Erklärungsfrist gesetzt. Das BfS, das die Konrad-Genehmigung beantragt hat, soll Griefahn bis Ende des Monats die „Planrechtfertigung für das Endlagerprojekt“ darlegen. Das BfS soll nachweisen, warum das Endlager Schacht Konrad überhaupt gebraucht wird.

Folgt man der Prognose des Bundes über das deutsche Atommüllaufkommen, so dürfte dieser planungsrechtlich zwingend erforderliche Nachweis der „objektiven Notwendigkeit“ des Endlagers nur schwer zu führen sein. Das Endlager Schacht Konrad soll nach dem Antrag des BfS insgesamt 650.000 Kubikmeter schwach- und mittelaktiven Atommüll aufnehmen. Parallel dazu hat das BfS in Gorleben ein Endlager für alle Arten von radioaktivem Müll mit einem Volumen von 1,1 Millinen Kubikmeter beantragt. Im Endlager Morsleben ist zudem bis zum Jahr 2000 bereits ein Einlagerungsvolumen für 40.000 Kubikmeter schwach- und mittelaktive Abfälle genehmigt. Insgesamt, so rechnete Griefahn vor, wird damit ein Endlagervolumen von etwa 1,8 Millionen Kubikmetern vorbereitet.

Nach der Prognose des Bundesumweltministeriums fallen allerdings bis zum Jahre 2080 lediglich zwischen 550.000 und 990.000 Kubikmeter an Atommüll aller Art an. Dabei ist die niedrigere Zahl die weitaus realistischere: Nur wenn alle Atomkraftwerke, die heute am Netz sind, bis zum Jahr 2080 weiterbetrieben oder jeweils durch Neubauten ersetzt werden, und nur wenn es bei der die Abfallmengen vergrößernden Wiederaufarbeitung bleibt, erreicht das gesamte Abfallvolumen knapp eine Millionen Kubikmeter. Der Betrieb eines neuen zentralen Endlagers für alle Arten von Atommüll würde zudem nur vier statt der bisher geplanten sieben Milliarden Mark für die Entsorgung verschlingen. Jürgen Voges