Stuttgarts CDU-Schlachtplatte

Stuttgart (taz) – Einen Tag nach der Stuttgarter Oberbürgermeisterwahl, bei der der Kandidat der CDU, Wolfgang Schuster, mit 43,1 Prozent nur knapp vor dem Bewerber der Grünen, Rezzo Schlauch, mit 39,3 Prozent der Stimmen siegte, hat das übliche Analysieren und Nachdenken in den Parteien begonnen. Am tiefsten muß wohl die SPD schürfen, die mit ihrem Kandidaten Rainer Brechtken auf die Nase fiel: 13,5 Prozent. Noch in der Wahlnacht begann in der SPD eine Diskussion über Strategie und Wahlkampftaktik, wobei Landeschef Ulrich Maurer die Schuld des miserablen Abschneidens dem SPD-Rebellen Joachim Becker in die Schuhe schob.

Becker hatte sich ohne Absprache im zweiten Wahlgang um das Amt beworden, war aber nur auf 3,4 Prozent der Stimmen gekommen. Der Stuttgarter Bundestagsabgeordnete Peter Conradi ließ seinem Frust freien Lauf: „Eine Katastrophe“. Landeschef Ulrich Maurer sei eben nicht bereit gewesen, zugunsten des Grünen Bewerbers die Kandidatur zurückzuziehen.

Passend mit einer Schlachtplatte feierte die CDU ihren knappen Sieg am Sonntag abend im Ratskeller. Der auch am Wahlabend noch immer blaß und irgendwie hilflos wirkende Wolfgang Schuster hatte sich kurz davor im Beisein von Ministerpräsident Erwin Teufel zum Sieger erklärt. Dabei fühlte sich vor allem Rezzo Schlauch als der Gewinner. Der stand Hände schüttelnd in der Künstlerkneipe „Rosenau“ und nahm dort auch die Entschuldigung einiger SPD-Genossen entgegen. Der von den Medien aufgebaute und von den Wählern trotzdem so mißachtete Joachim Becker gab sich nach seiner großspurig angekündigten Kandidatur kleinlaut: „Ich würde es nicht wieder tun.“ Philipp Maußhardt