Erste Hilfe für Ostzaire

■ Hutu-Milizen blockieren Verteilung

Goma/Addis Abeba (AFP/taz) – Erste Hilfslieferungen haben gestern die ostzairische Stadt Goma erreicht. Die Tutsi-Rebellen der Banyamulenge haben sechs Hilfsorganisationen Zugangsrecht eingeräumt, aber die Verteilung von Nahrung und Medikamenten bis zum späten Nachmittag verhindert. Während die Stadtbevölkerung vermutlich bald versorgt werden kann, sind vor allem die rund 700.000 ruandischen Flüchtlinge, die hinter der Frontlinie westlich von Goma von ruandischen Hutu-Milizen festgehalten werden, weiter von jeder Hilfe abgeschnitten. Nach Einschätzung der UN sterben hier täglich Tausende von Menschen. Die Tutsi-Rebellen sind bereit, einen Korridor zur Rückkehr der Flüchtlinge nach Ruanda zu schaffen.

Die Organisation Afrikanischer Staaten (OAU) ist gestern in Addis Abeba zusammengekommen. Generalsekretär Salim Ahmed Salim forderte eine sofortige Entsendung einer neutralen Truppe. Zaire nahm nicht an der Sitzung teil.

Inzwischen hat sich Frankreich bereit erklärt, sich einem US-Oberbefehl einer multinationalen Truppe unterzuordnen. Damit sollen die Bedenken Ruandas gegen eine französische Beteiligung entkräftet werden, die wegen Frankreichs enger Bindung an das damalige, für den Völkermord 1994 verantwortliche ruandische Regime bestehen. Die USA wehrten sich gegen Vorwürfe, eine Friedenstruppe zu verhindern. Spanien hat seine Streitkräfte für einen eventuellen Einsatz in Alarmbereitschaft gesetzt. Der UN-Sicherheitsrat will das Mandat aber erst am 20. November beschließen.

Jeden Tag mehren sich die Berichte von nach Ruanda zurückgekehrten Flüchtlingen über die Rolle der ruandischen Hutu-Milizen in den Camps: „Sie bedrohen, quälen oder töten jeden, der es wagt, offen über eine Rückkehr nach Ruanda zu sprechen“, sagte ein Flüchtling gegenüber AP. Damit wird deutlich, daß die Flüchtlinge den Hutu-Milizen als Schutzschild dienen, um sich nicht für ihre Verwicklung in den Völkermord 1994 verantworten zu müssen.

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