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■ Das Berufsinformationszentrum wird 20. Vorbild für ganz Deutschland

„Immer wieder rät mir der Computer hier, ich solle am besten Kosmetiker werden“, sagt der Sozialpädagoge Peter F. Appenheimer achselzuckend. Trotzdem geht er mit seinen SchülerInnen regelmäßig ins Berufsinformationszentrum (BIZ) am Ernst-Reuter- Platz, damit sie sich mit Computern, Filmen und Broschüren über geeignete Berufe informieren. „Das bringt den Jugendlichen schon was. Ich muß mich aber darum kümmern, daß sie nicht alles einfach begaffen wie Computerspiele.“

Das BIZ ist jetzt genau 20 Jahre alt. Mehr als 1,7 Millionen Jugendliche und Erwachsene haben sich in dieser Zeit hier informiert. Der Präsident des Landesarbeitsamtes Berlin-Brandenburg, Klaus Clausnitzer, spricht deshalb von einer „Erfolgsstory“. Immerhin habe dieses Modell allein in Deutschland für 177 weitere Zentren Pate gestanden. „Österreich und Liechtenstein, Griechenland und die USA haben diese Idee aufgegriffen“, verkündet er stolz. Damals sei es ein „völlig neuartiger“ Gedanke gewesen, daß sich Jugendliche selbständig über ihre Traumberufe informieren könnten. Damals hätten Lehrer und Eltern viel stärker als heute bestimmt, welcher Beruf in Frage komme. „Heute sind die Jugendlichen viel freier als früher“, resümiert er – und führt diese Entwicklung nicht zuletzt auf die BIZ zurück.

Doch was nützt es den SchülerInnen, sich bunte Videos über 549 Einzelberufe anzusehen, wenn sie froh sein können, überhaupt eine Lehrstelle zu bekommen? „Das BIZ allein kann keine Ausbildungsplätze schaffen“, gibt BIZ- Berufsberater Michael Arndt zu. Hier spüre er, daß er leider ohnmächtig sei. Doch er könne wenigstens dazu beitragen, daß die Jugendlichen Alternativen finden: „Sie kennen erschreckend wenige Berufe“, meint er. Das führe dazu, daß vier Fünftel aller SchülerInnen ihre Auswahl aus nur sieben „Traumberufen“ treffen.

„Ich hoffe, daß das BIZ mir was bringt“, sagt der 25jährige Aimo, der gerade in einer der rund 1.000 Informationsmappen blättert. Er will sein Freiraumarchitektur-Studium abbrechen und sucht jetzt eine Alternative. An den Mappen kritisiert er: „Nachteile eines Berufes werden einfach verschwiegen. Nirgendwo stand, daß man in meinem Beruf viel an Wochenenden arbeiten muß.“

Sozialarbeiter Appenheimer ist skeptisch, daß das BIZ die Probleme der Ratsuchenden wirklich lösen kann: „Im Osten gehen viele Jugendlichen gar nicht erst hin. Sie haben nämlich immer stärker das Gefühl, daß sie sowieso auf der Straße landen.“ Christoph Schäfer