Heile-Haus soll totgekürzt werden

■ Landesstelle gegen Suchtgefahren ebenfalls bedroht

Weitere Sozialprojekte stehen wegen Kürzungen vor dem Aus: Das Heile-Haus in der Waldemarstraße, das seit 15 Jahren Nachbarschaftshilfe und eine niedrigschwellige Gesundheitsberatung anbietet, soll im nächsten Jahr gestrichen werden. So bekamen die MitarbeiterInnen Ende vergangener Woche einen Brief von der LIGA der Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege, in dem ihnen lapidar mitgeteilt wurde, daß eine „Förderentscheidung“ bisher „nicht getroffen" wurde. Den gleichen Brief erreichte auch die seit 1957 bestehende „Landesstelle Berlin gegen die Suchtgefahren“, die Selbsthilfegruppen koordiniert und psychosoziale Beratung anbietet. Die LIGA, die das Finanzbudget der Projekte verwaltet, will nach unbestätigten Informationen die Gesamtförderung des Heile- Hauses von 190.000 Mark kürzen und der Landesstelle 200.000 Mark aus dem Jahresetat wegnehmen.

Obwohl es bisher keinen offiziellen Bescheid gibt, ist es für den Geschäftsführer der Landesstelle, Uwe Kaiser, sicher, daß der Geldhahn abgedreht werde. Das wurden ihm „informell“ mitgeteilt. Der Ansprechpartner der LIGA, Reinald Purmann, bestätigte die Kürzungen indirekt: „In den 80er Jahren war das Heile-Haus ein verdienstvolles Projekt für die Hausbesetzer-Szene, aber ob man es heute noch braucht, ist fraglich.“ Außerdem fördere die LIGA nur „gesamtstädtische Projekte“.

Ganz anders sieht das Heile- Haus-Mitarbeiter Walter Kamps: „Wir kümmern uns um Menschen weit über die Bezirksgrenzen hinaus.“ So benutzten die Wasch-und Badegelegenheiten nicht nur viele arme Menschen aus dem Kiez, sondern auch viele Obdachlose aus Mitte und Friedrichshain. Kritik übte auch der Präsident der Ärztekammer Ellis Huber: „Das Heile- Haus ist unverzichtbar, weil seine Klientel vom institutionellen Versorgungssystem gar nicht erreichbar ist.“ Der sozialpolitische Sprecher der Grünen, Michael Haberkorn, fordert die LIGA auf, transparent zu machen, nach welchen Prioritäten gekürzt werde. Heute dürfen die bedrohten Projektmitarbeiter noch einmal bei der LIGA vorsprechen. Danach soll eine endgültige Entscheidung fallen. Julia Naumann