Unterm Strich

Der DGB Baden-Württemberg und der Verband Deutscher Schriftsteller (VS) in der IG Medien Baden-Württemberg haben zum Boykott der heute beginnenden 46. Stuttgarter Buchwochen aufgerufen. Der Grund dafür ist die Zulassung zweier rechtsradikaler Verlage, deren Inhaber Wigbert Grabert im Juni vom Tübinger Amtsgericht wegen Volksverhetzung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zu 30.000 Mark Geldstrafe verurteilt worden war. Auf einer parallel zur Buchwocheneröffnung beginnenden Gegenveranstaltung im Stuttgarter Gewerkschaftshaus werden neben anderen die Autorin Franziska Hundseder und der Historiker Eberhardt Jaeckel zum Skandal um die Ausstellung von Grabert-Publikationen heute abend Stellung beziehen.

Andere haben das auf Nachfrage der taz bereits getan: Es könne nicht angehen, daß der Faschismus zum Marketingunfall des Kapitalismus herunterdekliniert werde, sagte Gerhard Manthey von der IG Medien. Es reiche nicht aus, sich auf formale Kriterien zurückzuziehen. Man habe die moralische Verpflichtung, so etwas nicht zuzulassen, kritisierte Manthey die Haltung des Verbands der Buchverleger, der die Buchwochen veranstaltet. Dieser wiederum begründete die Zulassung Graberts damit, daß das Urteil gegen Grabert nicht rechtskräftig sei, da der Verurteilte Revision eingelegt habe.

Das Stuttgarter Wirtschaftsministerium als Hausherr der Veranstaltung bedauerte seine juristische Handlungsunfähigkeit. Bereits im Vorfeld der Buchwochen habe man versucht, auf den Veranstalter Druck auszuüben und auch das Justizministerium um Mithilfe gebeten. Jetzt werde man zumindest verhindern, daß Bücher rechtsradikalen Inhalts in der Ausstellung zu sehen sind, versicherte Werner Bruns vom Wirtschaftsministerium. Es werde außerdem überlegt, sich an den Ständen der umstrittenen Verlage von Druckerzeugnissen rechtsradikalen Inhalts zu distanzieren. Ein Verbot der Teilnahme der Verlage sei juristisch allerdings nicht möglich.

Möglichen Sanktionen zuvorkommend haben die Grabert-Verlage unterdessen jedoch bekanntgegeben, wenigstens die indizierten Bücher nicht auszustellen. Neben den rechtslastigen Titeln befinden sich im Programm unter anderem Kunstbände.