Längster Bürgerkrieg Lateinamerikas zu Ende

■ Guatemala-Friedensabkommen soll am 29. Dezember unterzeichnet werden

Vina del Mar/Mexiko-Stadt (AFP/dpa) – Die Regierung und die Guerilla von Guatemala haben sich darauf geeinigt, am 29. Dezember ein Friedensabkommen zur Beendigung des bewaffneten Konflikts zu unterzeichnen, der seit 36 Jahren andauert. Das gab der guatemaltekische Präsident Alvaro Arzú am Montag in einer Rede auf dem ibero-amerikanischen Gipfeltreffen in Chile bekannt. Arzús unerwartete Ankündigung wurde von den Staats- und Regierungschefs der Teilnehmerstaaten mit lautstarkem Applaus angenommen. Wie der UN-Vermittler Jean Arnault in Mexiko- Stadt sagte, kamen die Parteien zudem überein, Anfang Dezember in Oslo ein formelles Waffenstillstandsabkommen abzuschließen.

Bei den seit 1991 laufenden Friedensverhandlungen hatten die Regierung und die Guerilla bereits fünf Teilabkommen abgeschlossen, in denen die Rückkehr der Flüchtlinge aus Mexiko, die Einsetzung einer Wahrheitskommission zur Überprüfung von Menschenrechtsverletzungen, eine Verbesserung der rechtlichen Lage der indigenen Bevölkerungsmehrheit, wirtschaftliche und soziale Reformen, die Abschaffung der berüchtigten „Zivilverteidigungspatrouillen“ sowie eine Verkleinerung der Armee vereinbart wurden. Nach diesen sogenannten „substantiellen Themen“ müssen neben dem Waffenstillstand noch zwei weitere „operative Abkommen“ unter Dach und Fach gebracht werden. Das eine bezieht sich auf die Eingliederung der Guerilla ins politische Leben, das andere behandelt Verfassungs- und Wahlrechtsreformen.

Die Regierung und die linksgerichtete Untergrundorganisation National-Revolutionäre Einheit Guatemalas (URNG) hatten die Verhandlungen am Samstag in Mexiko wieder aufgenommen, nachdem die Gespräche am 28. Oktober von der Regierung wegen der Beteiligung der Guerilla an einem Entführungsfall abgebrochen worden waren. Der Guerillaführer Rolando Moran bezeichnete das Ergebnis der Verhandlungen als „historische Etappe“. Der Friedensprozeß sei jetzt unumkehrbar.

Im Laufe des bewaffneten Konflikts wurden mehr als 100.000 Menschen getötet, 40.000 gelten als vermißt. Die Armee, die Guatemala nach dem Putsch von 1954 bis 1985 beherrschte, soll für die meisten Bluttaten verantwortlich sein. In den 80er Jahren legten Soldaten und paramilitärische Gruppen reihenweise indianische Dörfer in Schutt und Asche.

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