Kostenlose Stadträder in Hannover-City

■ Sponsoren finanzieren 2.000 Räder. 30 Prozent Diebstahlschwund einkalkuliert

Hannover (taz) – 2.000 kostenlos ausleihbare Fahrräder sollen in Hannover ab dem kommenden Frühjahr auf umweltbewußte Innenstadtbesucher warten. Eine private Stadtrad GmbH, die sich durch Reklame an den Einkaufsdrahteseln finanziert, will die Räder an 200 Plätzen in der City und den angrenzenden Stadtteilen aufstellen. Auszuleihen sind die mit zwei Gepäckträgern ausgestatteten robusten Stadträder gegen ein Pfand von fünf Mark, das wie beim Einkaufswagen als Münze einzuschieben ist.

Über die Stadtrad GmbH für sich werben wollen unter anderem die hannoverschen Verkehrsbetriebe Üstra und die örtliche Stadtsparkasse, die zusammen bereits die Finanzierung von 1.000 Rädern zugesagt haben. Verhandlungen mit weiteren Sponsoren laufen zur Zeit noch. Samt den Standplätzen sind Investitionen von 1,9 Millionen Mark geplant. Bewährt haben sich kostenlos ausleihbare Fahrräder bisher in der dänischen Haupstadt Kopenhagen, wo derzeit 1.700 Stadträder im Einsatz sind. In der Bundesrepublik war in Bremen in den siebziger Jahren ein ähnliches Projekt am rapiden Fahrradschwund gescheitert. Die hannoversche Stadtrad GmbH hat einen Verlust von bis zu dreißig Prozent der Leihräder im ersten Jahr bereits einkalkuliert. Dem Fahrradklau vorbeugen sollen vor allem Konstruktion und unverwechselbares Design des hannoverschen Stadtrades, das im Rahmen der Austellung „Hannover wählt Rad“ im Bauamt der Stadt jetzt der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Die für Kurzstrecken in der Innenstadt gedachten Leihräder zum Stückpreis von 650 Mark haben keine Gangschaltung. Die Reifen sind nicht mit Luft, sondern mit Schaum gefüllt, so daß das Aufpumpen oder ein Flicken von Schläuchen entfällt. Platz für Sponsorenwerbung, die der Entleiher sozusagen als Gegenleistung durch die Stadt zu fahren hat, bieten die Drahtesel sowohl auf ihren Scheibenrädern als auch auf dem breiten Rahmen.

Die Stadt Hannover, deren Mitarbeiter jetzt erste Explare der Leihräder testen, begrüßt das Stadtradprojekt, will selbst aber bisher kein Geld, sondern lediglich die Standplätze in der Innenstadt zur Verfügung stellen.

Die Stadtrad GmbH hofft allerdings noch auf städtische Zuschüsse bei der Reparatur und Wartung ihrer Leihräder, für die sie acht ABM-Arbeitsplätze schaffen will. Eine Sprecherin der Stadt Hannover erklärte solche Zuschüsse als „durchaus denkbar“. Jürgen Voges