Friedenstruppe in Kürze

■ Hilfe für die Hutu-Flüchtlinge. Erste Cholerafälle in Ostzaire

Rom/Goma (dpa/taz) – UN- Generalsekretär Butros Butros Ghali glaubt, daß bereits in wenigen Tagen eine multinationale Eingreiftruppe von 10.000 bis 12.000 Soldaten nach Ostzaire entsandt werden kann. Die Neutralität sei durch die Teilnahme von 12 Staaten, unter ihnen auch ein bedeutendes afrikanisches Kontingent, gewährleistet. Kanada hat sich bereiterklärt, den Oberbefehl für eine Intervention zu übernehmen. Der UN-Sondergesandte Raymond Chrétien hielt gestern außerdem ein Treffen zwischen Zaire und Ruanda für möglich. Zaire hatte vor eineinhalb Wochen die diplomatischen Beziehungen zu Ruanda abgebrochen.

Nach UN-Angaben soll in einer Flüchtlingssiedlung 200 Kilometer westlich der Provinzhauptstadt des Südkivu, Bukavu, die Cholera ausgebrochen sein. Die Seuche könnte 250.000 Flüchtlinge innerhalb weniger Tage dahinraffen. Inzwischen gelangten die ersten Hilfslieferungen über die zairische Stadt Kisangani, die rund 400 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Goma liegt, zu den Flüchtlingen. Die Caritas kommt den Flüchtlingen auf beinahe unpassierbaren Straßen mit Nahrung und Medikamenten zu Hilfe. Das UN-Flüchtlingshilfswerk plant eine Luftbrücke über die zairischen Hauptstadt Kinshasa nach Kinsangani.

Ungeachtet einer Warnung der zairischen Regierung haben die internationalen Hilfsorganisationen gestern die Verhandlungen mit den Tutsi-Rebellen wieder aufgenommen. Die Tutsi-Rebellen machen den Hilfseinsatz in den ostzairischen Städten Goma und Bukavu von ihrer Anerkennung abhängig.

Auf einer Pressekonferenz der Europäischen Union in der ruandischen Grenzstadt Gisenyi sprach sich die irische Ministerin Joan Burton für eine „neutrale Eingreiftruppe“ aus. Die Versorgung der Flüchtlinge könne nur mit einer Entwaffnung einhergehen. Sie bezeichnete die Krise in Ostzaire als „Nachwehen des Genozids“. Das Ziel sei, daß die Flüchtlinge nach Ruanda zurückkehrten.