Gepa rationalisiert gegen Pleite an

Neue und weniger Produkte sollen den Umsatz steigen lassen. Ein Viertel der Stellen wird gestrichen. Die großen kirchlichen Gesellschafter wandeln Millionen-Darlehen in Eigenkapital um  ■ Von Reiner Metzger

Berlin (taz) – Der Konkurs bei der Gepa ist abgewendet, doch der Großhändler für Dritte-Welt-Produkte wird gehörig durcheinandergeschüttelt. Nach einer Versammlung der Anteilseigner an der „Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt“ am 11. und 12. November am Firmensitz in Schwelm wurde der Abbau von 25 der 110 Stellen „im Rahmen der aktuellen Umstrukturierung bis zum Frühjahr 1998“ verkündet. „Es fällt aber kein wesentlicher Dienst weg“, so Geschäftsführer Thomas Speck. „Wir werden vor allem rationalisieren.“

So erfolgt 1997 der Umzug von vier Schwelmer Gebäuden in ein Wuppertaler. „Das ist billiger und effektiver“, so Speck. „Allein die ISDN-Kosten zwischen den Schwelmer Büros belasten uns bisher mit 60.000 Mark im Jahr.“ Auch die Umwandlung von billigen Gesellschafterdarlehen in Eigenkapital erspart der Gepa 300.000 Mark Zinsen pro Jahr. Die katholische Misereor wandelt dabei drei Millionen Mark um, evangelische Entwicklungsorganisationen 2,1 Millionen.

Bis zum Jahreswechsel soll ein Konzept fertig sein, um die Waren vermehrt in Läden mit hauptamtlichen Angestellten in guten Innenstadtlagen abzusetzen. Dem stehen einige der oft ehrenamtlich betriebenen Eine- und Dritte-Welt- Läden skeptisch gegenüber. Die Kosten für Bildungs- und Informationsarbeit bei hiesigen Kunden und den Produzenten in den Ländern des Südens soll zum Teil auf den Fair Trade e.V. ausgelagert werden. Fair Trade soll vermehrt Mittel von Kirchen, Hilfswerken oder der EU anwerben.

Vor allem beim Handwerkssortiment aus fairem Handel mit den Ländern des Südens seien Anfang der 90er Jahre Fehler gemacht worden, meint Speck: „Das ging zu sehr in die Breite.“ Unverkäufliche Lagerbestände zwischen 4 und 14 Millionen Mark sollen sich aufgehäuft haben (taz vom 11.11. 96). Das Sortiment soll nun gestrafft werden. Neue Produkte wie ökologisch unbedenklicher Torfersatz aus Kokos sind schon hinzugekommen – und das erste Radio aus fairem Handel: Das Dudelding aus Südafrika liefert eine halbe Stunde batterielos Musik, nachdem eine Minute an einem eingebauten Generator gekurbelt wurde.

Im letzen Geschäftsjahr schrieb die Gepa bei einem Umsatz von 53,6 Millionen Mark rote Zahlen in Höhe von 2,9 Millionen. Die nach eigener Darstellung größte Fair- Handelsorganisation Europas lieferte dabei allein für 32,1 Millionen Mark Kaffee. Die Ware geht vor allem an die 750 Weltläden und etwa 6.000 Aktionsgruppen in Deutschland, aber auch an Supermärkte und Großverbraucher wie den Deutschen Bundestag.