Scharmützel um NS-Gedenkstätte

Die „Topographie des Terrors“ in Berlin wird ohne Verzögerung zu Ende gebaut. Die Regierungsfraktionen von CDU und SPD haben sich entschlossen, das 1987 eingerichtete Gedenkprovisorium in der ehemaligen Zentrale des NS-Terrors nun doch zu erweitern. Der Senat hatte die Investition für die „Topographie“ jüngst bis zum Jahr 2000 „strecken“ wollen. Nun kann, wie ursprünglich geplant, der nüchterne Gedenkstättenneubau dort fertiggestellt werden, wo früher die administrative Spitze des gesamten „Sicherheitsapparats“ des NS- Staates untergebracht war.

CDU und SPD bewog offenbar die Angst vor dem „Makel der Reichshauptstadt“, den Baustopp zu revidieren. Die Möglichkeit, daß Berlin 1999 Hauptstadt werde ohne ein sichtbares Mahnmal an der administrativen Zentrale des Mordens, habe den SPD-Fraktionschef erschreckt, gab dieser gestern zu Protokoll. Klaus Böger, früher in der politischen Erwachsenenbildung tätig, fand „überzeugende moralische“ Gründe, die Stätte der Erinnerung zu vollenden. Klaus-Rüdiger Landowsky (CDU) pflichtete bei. Die beiden starken Männer Berlins wollen sich nun darum bemühen, daß der Bund sich energischer an der Gedenkstätte beteiligt. Bislang steuert Bonn 18 der 45 Millionen Mark an Baukosten bei. Die CDU hatte die Gedenkstätte zu einem Medienspektakel benutzt. Als Böger und Landowsky verabredet hatten, zunächst nicht die Öffentlichkeit zu informieren, ging kurz vor Redaktionsschluß eine Meldung raus. Tenor: CDU um Rettung der Gedenkstätte bemüht. Offiziell kommentierte die SPD nichts, hinter den Kulissen gibt es nur ein Wort für das Verhalten des ungeliebten Koalitionspartners: schäbig. cif