Adieu, Rübenkamp-Lauben

■ Senatskommission beschließt Entwürfe zum Landschaftsschutzprogramm und Flächennutzungsplan

„Alle Ecken rund“ habe man nicht bekommen, aber zufrieden war Bürgermeister Henning Voscherau trotzdem. 22 Jahre hat es gedauert, bis der Flächennutzungsplan für Hamburg aktualisiert wurde. Seit gestern liegt er nun vor und wird zusammen mit einem ebenfalls brandneuen Landschaftsprogramm (Lapro) das Fundament für die städtebauliche Entwicklung Hamburgs für die nächsten 10 bis 15 Jahre bilden.

Die Gemischtwaren-Pläne bieten für jeden etwas: Im Osten und Südosten der Stadt bekam Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus neue Gewerbeflächen ausgewiesen, um den Flächen-Hunger der Wirtschaft und Dienstleister zu stillen. Der Umweltsenator Fritz Vahrenholt darf sich darüber freuen, daß „wichtige Landschaftsräume“ wie die Osdorfer und die Hummelsbüttler Feldmark durch den planerischen Doppelpack abgesichert werden.

Durch neue Grünplanungen käme es darüber hinaus auch in Hammerbrook und Hamm-Süd zu „ökologischen Verbesserungen“. Da das auf den Flächennutzungsplan abgestimmte Landschaftsprogramm durch ein Artenschutzprogramm ergänzt werde, werde nun erstmals eine „flächendeckende Bestandsaufnahme der Tier- und Pflanzenwelt“ Grundlage für die weitere städtebauliche Entwicklung Hamburgs.

Auf der Verlustseite verbucht der Umweltsenator, daß der Anteil der unbebauten Freiflächen in der Hansestadt plangemäß von 45 auf 39 Prozent abnehmen wird und nicht alle Kleingarten-Gebiete gerettet werden konnten. Rund 300 Lauben am Rübenkamp und am Diekmoor (Langenhorn) sollen dem Wohnungsbau weichen. Henning Voscherau: „Wir haben den Generalangriff auf die Kleingärten abgewehrt, aber es kann keine Bestandsgarantie für jede einzelne Parzelle geben“.

Während die Osttangente aus den Plänen endültig verschwunden ist, taucht ein siebeneinhalb Kilometer langes Teilstück der geplanten Autobahn A26 in dem Flächennutzungsplanentwurf auf. „Sie werden verstehen, daß der Umweltsenator dieser Planung nicht die Hand reicht“, gab Fritz Vahrenholt seinen Bedenken gegen den Highway nach Stade zum Ausdruck. Da die Autobahntrasse aber nun einmal im Bundeswegeplan drin sei, könnte sich die Hansestadt kaum verweigern. Voscherau: „Wir haben das nicht gewollt“.

Kritik äußerte die GAL an dem neuen Flächennutzungsplan, der „lediglich die Überarbeitung“ seines Vorgänger-Konzepts sei. Obwohl der Senat erkannt habe, daß die Flächen des Stadtstaates endlich seien, habe er festgelegt, daß es zu keiner Verringerung des Gewerbeflächenangebots kommen dürfe. Fortschrittliche Ansätze zur Verringerung des Flächenfraßes, wie Verdichtung und effizientere Ausnutzung, fänden sich in der Plannovelle nicht wieder. Heike Sudmann, Bürgerschaftsabgeordnete der GAL: „So kann keine zeitgemäße Stadtentwicklungspolitik aussehen.“

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) kritisierte währenddessen das mit den vorgestellten Plänen verzahnte Regionale Entwicklungskonzept für Hamburg und seine acht Umlandkreise.

Marco Carini