Schwarzbuntes aus der Pampa

■ Der HSV steht nach 2:1 gegen Bochum im Pokal-Halbfinale, und Trainer Felix Magath entdeckt einen „richtigen“ Fußballer in seinem Erfolgsteam

Was einen guten Fußballer ausmacht, ist bis heute umstritten. „Torgefährlich muß er sein“, fordern Experten, denen sekundärtugendhafter Einsatzwille als verzichtbar gilt, „und technisch beschlagen.“ Andere Gelehrte pochen auf Kreativität und Einfallsreichtum: „Ein wenig Genialität soll er schon mitbringen.“

Felix Magath hat sich in dieser Jahrzehnte währenden Diskussion bislang nicht besonders hervorgetan – bis Mittwoch abend. „Cardoso“, führte der Trainer des HSV nach dem DFB-pokaligen 2:1 gegen den VfL Bochum aus, „Cardoso ist einrichtiger Fußballspieler.“

Sein „fast aus Verzweiflung“ eingewechselter Schüler – „mit Rodolfo kam die Wende“ – könne den Ball halten, dribbeln, passen, anschnippeln etc. pp. Kurz: Der 28jährige beherrsche das Spielgerät und nicht umgekehrt die Kugel den Kicker – wie beim Siegtreffer per Freistoß und dem eleganten Zeitschinden an der Eckfahne zu sehen gewesen sei. Ist die Leihgabe von Werder Bremen deshalb automatisch ein „guter“ Spieler? Oder ein „sehr guter“, ein „perfekter“ gar?

„Er ist ein Großer“, beendete Magath Mittwoch abend die Debatte, um sie sogleich wieder zu eröffnen: „Er könnte aber auch ein ganz Großer sein.“ Und wie, Erleuchteter? Wenn er trainingsfleißiger wäre, nicht diese „südamerikanische Mentalität“ hätte: „Mehr wie ein Schleswig-Holsteiner oder so.“ Kreuzung aus Pampa-Bulle und Schwarzbunten?

Von letzteren, so darf man aus Magaths Ausführungen schließen, scheint der kritische Übungsleiter genug im Stall zu haben. Sind das die Hornochsen? Die „nicht richtigen“ Fußballer? Die falschen? Fuffziger womöglich?

Das werden Golz und Rest (siehe Aufstellung unten) nicht gerne gehört haben, was nicht weiter wichtig ist. Haben sie es besser verdient? Mehr Gerechtigkeit in dieser Welt?

Hören wir dazu Klaus Toppmöller, Trainer des VfL Bochum: „Jeder hat gesehen, daß die eindeutig besssere Mannschaft verloren hat.“ Kann man so sagen, darf man auch so sagen. Aber ist das die Wahrheit? „Der Schiedsrichter weiß gar nicht, was er dem Verein angetan hat.“ Der Unparteiische als Einseitiger? Kein Korrektiv, kein Fairness-Reinbringer? „Wegen so einem Pfiff zu verlieren.“ Eine letztverbindlich gültige Antwort ist das nicht, trotz aller Mühen.

Vielleicht hätte man besser die Zuschauer gefragt, dem Volk, wie oft gefordert, mal aufs Maul geschaut. Leicht möglich wäre das ja gewesen, bei knapp über 17 000 Besuchern im Volksparkstadion. Womöglich rückt das Halbfinale „mehr ins Bewußtsein der Zuschauer“, fragte sich in diesem Zusammenhang Felix Magath, der das gemütliche Beisammensein in Stellingen gerne in etwas breiterer Runde zelebriert hätte.

Doch Verzagen hilft nicht, zumal selbst unter Ausschluß der Öffentlichkeit das TV-Geld flösse, morgen um 15.30 Uhr wartet Bayer Leverkusen. Da schon könnte der Zuspruch größer sein. Und wenn nicht? Bei Nachfrageschwäche Umzug ans Millerntor. Was der FC St. Pauli kann, können wir schon lange. Richtig so.

Clemens Gerlach