■ Udrüs wahre Kolumne
: Hundehalter und Chopin

Von den Herstellern für Heimtierfutter ausgehalten wird aus leicht verständlichen Gründen der Pressedienst der Interressengemein

schaft Deutscher Hundehalter in Hamburg, der uns dieser Tage einen Blick in das Familienleben von Schulmeisterin Kempowski werfenläßt: Walterchen hat einen Hund der rassemäßigen Handelsmarke Corgi Cardigan namens Robby, den man allerdings nicht mit dem trantutigen Wappentier der Weserkurier-Kinderseite gleichen Namens verwechseln darf. Robby mag es, im Sommer mit Herrchen bei Zitronensaft im Garten an der Schreibmaschine zu klimpern, noch mehr allerdings, wenn der Hausherr vermutlich im Schlafmantel zwischen dem Genuß von Bratapfel und Neda-Fruchtwürfel am Klavier ein Nocturne von Chopin spielt. Und Robby liebt das Autofahren und wenn ihn Herrchen nicht mitnimmt, „kanner stinkbeleidigt sein“. Unter Einschluß einiger Schafe nennt der Chronist der Deutschen die Mitglieder seines Tierparks „Reine Gottesgeschöpfe“. So ähnlich haben wir uns das vorgestellt.

Der Automobilclub von Deutschland (Avd) verhält sich zum ADAC etwa so wie die CSU zur CDU: Sozusagen der militante Wurmpfortsatz der gesamten Darmwindungen, die zum Auspuff streben. Und hält im Kleinanzeigenteil seines „Magazin der Mobilen Generation“ folgenden Beitrag zur Verkehrssicherheit bereit: „Die Erfolgsautorin Else Müller und der Arzt und Musiker Heimer Sauer haben ein gemeinsames Konzept zum Streßabbau beim Autofahren erarbeitet. Ermüdete können nun auf dem Parkplatz mit Hilfe dieser Kassette in kurzer Zeit entspannen und neue Energie auftanken. Fit fürs Fahren. „Der Reisebegleiter für die große Fahrt“. Für die letzte Reise, ja, das hätte uns versöhnt mit Erfolgsautorin, Arzt und Musiker...

Was nun die hoffentlich wirklich grunzgemeine Wehrmachts ausstellung in der Bremer Rathaushalle betrifft, möchte ich dem Deutsch-VierMinusSteißpauker Bernd E. Neumann noch ein anderes Tucholsky-Sprüchlein ins Poesie-Album schreiben, das ich persönlich ungleich hübscher finde als das inzwischen tausendmal gekaute und immer noch nicht verdaute: „Tötet das deutsche Millitär und habt eine deutsche Kultur!“ Tja, das ist Literatur mit hohem Heizwert, nicht wahr, Herr Sanitätsgefreiter? Am Volkstrauertag a capella auf Altmannshöhe zu singen, bis die morschen Knochen zittern und die ganze Ahnengruft der vermutlich in der 7. Generation mit Offizieren bestückten Familie des Oberfeldwachtwebelmajors von Blome rhythmisch gegen den Deckel klopft! Für den Fall, daß Satisfaktion gefordert wird: Ich wähle Catch-Team-kampf im Stahlkäfig auf der Würgerweide und wünsche mir den steirischen Schwergewichtler August Smisi als Partner.

Wie man eine halbe Kulturseite der Lokal-taz mit den Geschichten des Packhaustheater füllen kann, ohne dabei die Namen der in den bremischen Generalverschiß geratenen Theaterpersöhnlichkeiten Karin Schleck und Frank Jungermann auch nur zu nennen, kann wohl nur mit böswilliger Desinformation durch die Hüter des Theaterarchivs erklärt werden. Erinnern wir also hier daran, daß die hochsympathische, ambitionierte und engagierte langjährige Prinzipalin Karin S. aus bis heute nur nebulösen Gründen unter dem Vorsitzenden Ulrich Nölle in widerwärtigster Art aus dem Amt gejagt wurde. Entreißen wir auch dem Dunkel, daß das Sommertheater keineswegs eine Idee der tüchtigen Eheleute Derda/Krauledat war, sondern mit viel Erfolg von Vorgängerin Karin und dem wunderbaren Macho-Proll Frank betrieben wurde. Ulrich Reineking