Buhlen um den Nachwuchs

■ In der Fischauktionshalle bis Freitag Azubi-Tage Von Kai von Appen

Trubel in der Fischauktionshalle. Im Mittelpunkt: Der Azubi. Besser gesagt: um den jugendlichen Nachwuchs wird kräftig geworben – und das noch bis Freitag. Aber weniger die Verbände versuchen derzeit Schulabgängern eine Berufsperspektive zu vermitteln, vielmehr Privatfirmen – ob Schauland, Spar, Ansons oder Hamburg Mannheimer und Hapag Lloyd – buhlen um die Gunst der SchulabgängerInnen. Deren Lehrstellen-Plätze wollen schließlich besetzt sein.

„Führen Erziehen Ausbilden!“ – die Bundeswehr darf natürlich auch nicht fehlen. An ihrem riesigen Stand, auf dem die Strategen mit Hochglanzbroschüren junge Männer vom Kriegsdienst überzeugen wollen – Frauen dürfen beim Komiß bestenfalls Zahnarzthelferinnen werden – herrscht jedoch wenig Betrieb. Kriegsdienst ist eben nicht in – glücklicherweise. Der Kontrast nur einige Schritte weiter: die Pflegeberufe. 3 000 junge Männer und Frauen werden jährlich in Krankenhäusern, Altenheimen und Pflegeschulen ausgebildet. „Wir wollen den Pflegeberuf einmal in einem anderen Licht darstellen“, begründet der Pressesprecher des Landesbetriebs Krankenhäuser das Spektakel an seinem Stand, „es werden noch Leute gebraucht.“

Fast unscheinbar hingegen der Stand der Beratungsstelle zur Qualifizierung ausländischer Nachwuchskräfte (BQN). Die Organisation betrachtet sich als „Schnittstelle“ zwischen nicht-deutschen SchulabgängerInnen, Handwerks- und Handelskammer und den Betrieben. Denn: Der Anteil Nicht-Deutscher bei den SchulabgängerInnen beträgt mittlerweile 27 Prozent, bei den Azubis sind es bislang nur elf Prozent.

Diese Diskrepanz soll durch Aufklärungsarbeit beseitigt werden. Einerseits sollen die Jugendlichen für eine Lehre motiviert, andererseits Betriebe zur Ausbildung von Nicht-Deutschen animiert werden. Ein Sprecher: „Viele sind in Deutschland geboren, sprechen die Sprache und haben sehr gute Schulabschlüsse. Wenn sich die Jugendlichen dann bewerben, werden sie abgelehnt, weil es heißt: Ausländer.“

Während das Gros der 40 Aussteller insbesondere für die unattraktiven Ausbildungsberufe im Einzelhandel wirbt, ist die Hansestadt nur prophylaktisch vertreten, um Verwaltungsnachwuchs anzuheuern. Das Problem: 1995 sind bereits alle Ausbildungsplätze belegt. Anders bei den Hamburger Stahlwerken, denen noch vor wenigen Monaten das Aus drohte. Jetzt, unter indonesischen Fittichen, geht es wieder bergauf. Ein Vertreter: „Wir sind guter Dinge.“ Gesucht werden vor allem Verfahrens-, Industrie- und EnergiemechanikerInnen.